Fachhochschule Düsseldorf
University of Applied Sciences
 
 
 

21. Juli 2008

<< zurück zur Übersicht

Hoher sozialer und gesellschaftlicher Anspruch: Designer präsentierten ihre Diplomarbeiten

(sf) „Trink Gutes“ heißt es einladend auf der körpergroßen Bierflasche aus Pappe, die zugleich den Weg in den Seminarraum weist. Alkohol in der Hochschule? Nein, eine Ausnahme: Vom 17. bis 20. Juli öffnete der Fachbereich Design seine Pforten und erlaubte Blicke hinter die Kulissen: Dann nämlich präsentierten die frischgebackenen Absolventinnen und Absolventen ihre Abschlussarbeiten, die im aktuellen Semester in den Studiengängen Kommunikationsdesign und Produktdesign entstanden sind. Insgesamt 81 Diplomandinnen und Diplomanden stellten öffentlich ihre Arbeiten aus. Dabei sind 71 Exponate im Studiengang Kommunikationsdesign und zehn im Bereich Schmuck- und Produktdesign entstanden.
„Josefs“, die von Humberto Gregorio entwickelte Biermarke ist ein Beispiel für das schier unerschöpflich kreative Potenzial gekoppelt an professionelles Know-how der Design-Absolventen. Der 26-Jährige überzeugte mit seiner Konzeption und seinem Entwurf für eine Biermarke im Sauerland, in der überwiegend Menschen mit Behinderung beschäftigt sind. Seien es die transparenten Bügelverschlussflaschen der verschiedensten Biersorten und die dazugehörigen Gläser und dazu passenden Bierdeckel oder die Website – „Josef“, der bebrillte Mann auf dem runden Logo, zieht sich sichtbar und doch unaufdringlich durch das gesamte Sortiment.

Mobiltelefone unter demografischen Aspekten designt
„Age-Based UI“ – Bitte? Ja, der Umgang mit Mobiltelefonen kann zuweilen eine Herausforderung sein. Vor diesem Hintergrund ist es Roman Mihalevitch in Kooperation mit LG Electronics, einem international operierenden koreanischen Unternehmen gelungen, ein weitestgehend barrierefreies Mobiltelefon zu entwickeln und designen. Mit diesen Handys spricht er besonders ältere Menschen oder auch Menschen mit Behinderungen an, da sie extremst leicht in der Handhabung sind. Ist die Batterie voll, erscheint das gesamte Display beispielsweise grün. Leert sich der Akku, färbt sich der Display sukzessive rot über und signalisiert dem Nutzer damit klar und unübersehbar die noch zur Verfügung stehende Kapazität. Ferner sind die Tasten groß und übersichtlich angeordnet, also leicht zu bedienen, ohne dass das Telefon dabei klobig erscheint. Außerdem ist ein Notrufsystem integriert und in der Bedienungsanleitung wird so weit wie möglich auf Anglizismen verzichtet, so dass die Bedienungsanleitung für jedermann verständlich ist. Statt Bluetooth ist die Rede von Funkverbindung, statt Profile spricht der Absolvent von Lautstärke.

Touchscreeninformationsterminal für den Kölner Zoo
So ziemlich alles, was der interessierte Besucher des Kölner Zoos noch nicht über „Staatenbildende Insekten“, so der Titel der Arbeit von Alexander Franke, wusste, kann er jetzt in Form, Farbe, Ton, Text und Bild erfahren. Der Diplom-Designer hat dafür nicht nur recherchiert, vielmehr hat er einen Informationsterminal entwickelt, gestaltet und illustriert. In dem thematisch passenden, wabenförmigen Podest sind ein Rechner und Bildschirm integriert. Auf dem großen Monitor kann sich der Besucher über Ameisen, Bienen und Co vom Bau bis zur Brutaufzucht informieren. Große Tasten, ein optisch übersichtlicher Aufbau und eine hochaufgelöste Bildqualität laden geradezu dazu ein, sich durch die Welt dieser Insekten zu scrawlen. Für viele Details hat der Besucher sogar die Möglichkeit, eine Lupe zu benutzen. Diese hat der Student direkt am Bildschirm unübersehbar angebracht. Der Nutzer braucht sie, wie alle anderen Funktionen auch, zu berühren. Das technisch und gestalterisch anspruchsvolle System eignet sich durch seine Benutzerfreundlichkeit so auch für Kinder und ältere Menschen. „Das bisherige System hat sich als defizitär herausgestellt. Daher habe ich zunächst eine Ist-Soll-Analyse aufgestellt und mich danach ans Werk gemacht“, erklärt Alexander Franke. Der Touchscreeninformationsterminal, soll nach Angaben des Studenten, in Kürze im Kölner Zoo seinen festen Platz finden. „künftig sollen dann darauf auch noch Videos zu sehen sein“, sagt der Diplomand.

Soul Shop
Einen gesundheitlichen Ansatz wählte Beata Roitmann mit ihrer Aufklärungskampagne „Dicke Kinder“: Berge aus Schokolade oder Seen aus Cola – dazwischen ragen zwei Kinderhände heraus: ihre Plakate mit der Aufschrift 'Hilfe ich habs satt' sollen gegen Übergewicht mobil machen. Auch an die Seele haben die jungen Designerinnen und Designer gedacht: Für die Seele gibt es den „Soulshop“ gedacht. Lala Majidova hat sich hierzu ein interreligiöses Laden- und Verkaufskonzept überlegt, dass Devotionalien der großen Weltreligionen vermarktet. Ihrer klaren und positven Gestaltung des Geschäftskonzepts geht ihre Überzeugung voraus, dass alle Weltreligionen friedlich unter einem Dach mit- und nebeneinander existieren können.

Werte
Trachten als Gedicht am Körper zu inszenieren hat sich Julia Reytan in ihrer Abschlussarbeit „Eintr8“ zum Ziel gesetzt. So hat die Schmuck- und Produktdesignerin beispielsweise verschiedene Stickmuster am Computer entwickelt und per Siebdruck auf die Stoffe gearbeitet. Die Kreation ihres Schmucks verleihen den Trachten den besonderen Reiz: Die Diplomandin hat dazu Abdrücke von wertvollen und weniger wertvollen Stücken genommen und aus Plastik angefertigt, „weil Schmuck nichts damit zu tun hat, ob die Materialien wertvoll sind oder nicht. Es kommt darauf an, dass das Objekt seinen eigenen Wert hat“, weiß sie.






Fotos: Jörg Reich

FH Düsseldorf
08.03.2010 - 14:16

Suche >>
Impressum >>

Anmelden >>