Auf den Brettern, die die Zukunft bedeuten – Studierende begleiteten berufsqualifizierendes Jugendtheater-Projekt
Auch in Zeiten erfolgreicher Konjunktur schaffen immer mehr Jugendliche selbst mit einem guten Schulabschluss nicht direkt den erfolgreichen Weg in die Ausbildung. Aus diesem Grund hat die seit dreißig Jahren in der Jugendarbeit tätige Institution „Werk°Stadt“ aus Witten mit Unterstützung der JobAgentur EN das innovative Projekt „JobAct“ ins Leben gerufen. Mit dem Ziel motivierte und qualifizierte junge Erwachsene bis zu 25 Jahren bei ihrer Integration ins Berufsleben zu unterstützen, kombinieren sie theaterpädagogische Methoden mit zielgerichtetem Bewerbungstraining. Das Programm gliedert sich sozusagen in zwei Akte: Zunächst nehmen die Jugendlichen an einem Theaterprojekt teil, an das sich ein betriebliches Praktikum anschließt. Geeignete Schnittstellen in kooperationsbereiten Unternehmen finden sich in vielerlei Branchen. Schreiner oder Elektriker sind dabei ebenso gefragt wie Friseure oder kaufmännische Berufe.„Von 20 TeilnehmerInnen haben bislang nur drei bis vier Jugendliche noch keine konkreten Stellenangebote erhalten. Aber das Projekt läuft schließlich noch bis August,“ freut sich Dipl.-Soz. Hajo Tillmann von „JobAct“ über den Erfolg der Maßnahme
Unterstützt durch einen Theaterpädagogen und, sofern notwendig, weitere Fachkräfte, zum Beispiel für Bühnenbau, Sprachentwicklung oder Ton- und Lichttechnik, erarbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über einen Zeitraum von fünf Monaten in Eigenregie ein komplettes Theaterstück von der Entwicklung bis zur Premiere. Die behandelten Themen sind zwar fiktiv, betreffen aber dennoch die eigene jugendliche Lebenswelt. Am Düsseldorfer Forum Freies Theater wurde im März beispielsweise das von einschlägig bekannten Fernsehshows inspirierte Stück „Jack’s Pot – Die Eine-Milliarde-Euro-Show“ präsentiert, das die immer härtere und maßlosere Jagd nach dem ebenso schnell wie publikumswirksam verdienten großen Geldgewinn persifliert.
Innerhalb des Fachmoduls „Propädeutik“ unter der Leitung von Prof. Dr. Ruth Enggruber haben Studierende im zweiten Semester des Bachelor-Studiengangs „Sozialarbeit/Sozialpädagogik“ des Fachbereichs Sozial- und Kulturwissenschaften im Sommersemester 2008 die Projektarbeiten in Düsseldorf intensiv begleitet und die Resultate evaluiert. Auf diese Weise erhielten die studentischen Kleingruppen nicht nur detaillierten Einblick in die Planung und Umsetzung eines solchen Projektes, sondern konnten auch bereits erste Erfahrungen mit sozialwissenschaftlichen Forschungsmethoden erwerben. Die Ergebnisse stellten die Forschergruppen am 23. Juni unter der Teilnahme der Jugendlichen während einer Seminarsitzung vor. Die Studentinnen Danica König und Corina Schumacher moderierten das Vortragsprogramm, in dem die Motivation der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sich an „JobAct“ zu beteiligen, hinterfragt wurde, ebenso wie die persönlichen und beruflichen Hintergründe der Jugendlichen, ihre Erfahrungen und weiteren beruflichen Perspektiven. Auch hier fallen die Ergebnisse fast durchweg positiv aus: „Man darf niemals eine negative Einstellung zu einer Sache haben, wenn man sie nicht vorher ausprobiert hat“, zitiert etwa Corina Schumacher eine der Teilnehmerinnen, die das Projekt als motivierende Vorbereitung für ihre Berufsausbildung empfunden hat.