Realitätsnah und innovativ – Architektinnen und Architekten präsentieren ihre Entwürfe
(sf) Ob ein Flughafen auf Helgoland, Atelierräume in der Zeche Zollverein oder ein Schauhaus im Frankfurter Palmengarten – spannende Einblicke in kreative und innovative Projekte sind garantiert, wenn die 76 Absolventinnen und Absolventen der PBSA am 7. Februar 2007 von 10 bis 18 Uhr in den Räumlichkeiten des Fachbereichs ihre Abschlussarbeiten erstmals der Öffentlichkeit präsentieren.
Themen vor Ort
Entwürfe und Konstruktionen gibt es auch speziell für Düsseldorf: Der Entwurf eines Kultur- und Kommunikationszentrums jenseits gestalterischer Stereotypen und überkommener Monofunktionalität war die Aufgabe, die Prof. Stefan Korschildgen seinen Studierenden stellte. Hierzu sollten sie für die ehemalige Gloria-Halle in Oberkassel, 1904 als Lichtspieltheater erbaut und in den 1960er Jahren zu einem Supermarkt umgebaut, ein Programmszenario entwickeln, das die Nutzung als Bibliothek, Ausstellungs- und Eventraum sowie Barbereich umfasst und somit in Anlehnung an ihre Ursprünge den alten Glanz in die Halle zurückbringt.
Gelungen ist dies zum Beispiel Densi Vadakumcherry. Die 24-Jährige hat in ihrem Entwurf „Boomerang“ verschiedene Eckpunkte des Grundstücks mit einer Hauptachse verbunden und somit dem Gebäudekomplex eine dynamische Form gegeben. Durch diese wird der Besucher geradezu in das Kommunikationszentrum an der Belsenstraße hineingesogen, durch Cafés, Lounges, Bibliotheken und schließlich vorbei am Kunst- und Musikblock in den traumhaft gestalteten Garten geschleust. Das Ergebnis ihres Entwurfs: „Sehr gut“.
„Architektur ist auch immer etwas Politisches“
Prof. Manfred Morlock stellte den Studierenden die Aufgabe, ein Haus für den Düsseldorfer Sitz von Transparency International zu konstruieren. Hierbei sollte auf dem dreieckförmigen Gelände zwischen Fischer-, Klever- und Kaiserswerther Straße ein Gebäude entstehen, das die gesellschaftliche Bedeutung dieser in der internationalen Korruptionsbekämpfung tätigen Organisation auch architektonisch transparent macht. „Architektur ist auch immer etwas Politisches“, erklärte der Professor. Durch die Aufgabenstellung würden die künftigen Architektinnen und Architekten auch gefordert, sich mit gesellschaftlichen und politischen Problemen auseinander zu setzen, so Morlock. Bingyi Liu hat sich dem Thema mit zwei Baukörpern genährt. In einem befinden sich ein öffentlicher Raum, der neben einem Café als Veranstaltungsraum genutzt werden kann. Durch brückenartige Elemente ist dieser Part mit einem zweiten verbunden, der nach dem Entwurf des Diplomanden als Arbeitsbereich vorgesehen ist.
Seine Kommilitonin Kerstin Lütgebaucks etwa hat eine innerstädtische Ruhezone in ihren Entwurf eingebettet. „Städtebaulich hat das hohe Qualität“, erläuterte der betreuende Dozent. Denn die attraktive Grünanlage ist auch für die Anwohner nutzbar. Die Fassade des Gebäudes hat die Absolventin mit Kastenfenstern ausgestattet. Und auch an das Energiekonzept ist gedacht: Erdwärme- und Grundwassernutzung sind in dem Modell berücksichtigt.
„Jobnomaden, Liebesnomaden, Wertenomaden“
Im Studiengang Innenarchitektur war ebenfalls die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Veränderungen gefragt. Um weitere Kreative aus den Bereichen Design, Architektur und Kultur in ihre ‚designstadt’ zu locken, will die Zeche Zollverein in Essen in den kommenden Jahren Atelier- und Studioräume zur Verfügung stellen, die alle Lebensbereiche integrativ verbinden und somit auf die besonderen örtlichen und zeitlichen Bedürfnisse von Künstlern zugeschnitten sind. Wie dieser Anspruch effizient und kreativ umgesetzt werden könnte, wollte Prof. Tanja Kullack von den Studierenden wissen.
Wie es sich in einer immer mobiler werdenden Gesellschaft leben, Arbeiten und Wohnen lassen könnte zeigten Exponate in Form von Kunststoffkokons oder auch wellenförmige Gebäude in denen sich auf verschiedenen Ebenen alle Bereiche vereinen ließen. Die Modelle sollen, so die Professorin, wahrscheinlich im April in der Zeche Zollverein ausgestellt werden.
Mit einem Flughafen-Neubau auf der Helgoländer Badeinsel Düne beschäftigten sich die Absolventen von Prof. Juan Pablo Molestina – und wenn die Gäste dort gelandet sind, können sie demnächst vielleicht direkt im dortigen 5-Sterne-Hotel nächtigen, das die Studierenden von Prof. Anton Markus Pasing entworfen haben.
Prof. Walter Schöller schließlich stellte seinen Studierenden die Aufgabe, durch eine Umgestaltung des Eingangsschauhauses im Botanischen Garten in Frankfurt/Main dessen künftige Nutzung multifunktional zu optimieren.