Internationaler Wissenstransfer: FH D bringt Konzepte für generationsübergreifende soziale Arbeit nach Rumänien
Seniorinnen und Kinder basteln gemeinsam Karnevalskostüme, entdecken deutsche Märchen, dekorieren Räume mit Frühlings- und Glückssymbolen. Eine Szene aus Düsseldorf? Nein, Elemente eines sozial- und kulturpädagogischen Transferprojekts im rumänischen Cluj-Napoca, das Studentinnen des Fachbereichs Sozial- und Kulturwissenschaften im März 2008 unternahmen.
„Aus Projekten wissen wir, dass generationsübergreifende soziale und kulturelle Arbeit positive Effekte aufweist“, erklärt Prof. Dr. Volker Eichener, der das Projekt wissenschaftlich begleitete. So profitierten Kinder von dem Erfahrungshorizont der älteren Menschen. Umgekehrt erhielten diese eine Möglichkeit, ihr Wissen einzusetzen und frisch zu halten, etwas sinnvolles für die Gemeinschaft zu tun und ihre Freizeit anregend zu gestalten sowie neue soziale Kontakte zu finden und soziale Anerkennung zu erhalten. „Wir wissen aus Untersuchungen, dass solche Aktivitäten dazu beitragen, die alten Menschen körperlich und geistig fit zu halten. Daneben“, erläutert der Politikwissenschaftler, „werden soziale Netze aufgebaut, es wird bürgerschaftliches Engagement gefördert und soziales Kapital geschaffen. Außerdem erhalten die Einrichtungen der Kinderbetreuung durch die intergenerativen Projekte zusätzliche personelle Ressourcen.“ Durch intergenerative Projekte könnten soziale und kulturelle Leistungen angeboten werden, die für alle Bevölkerungsgruppen interessant sind und damit die Attraktivität des Standorts (auch für Investoren) steigern, so der Experte weiter.
In Rumänien war dieses Konzept bislang unbekannt, bis Livia Visan, aus Rumänien stammende Studentin an der Fachhochschule Düsseldorf auf die Idee kam, in Cluj-Napoca, auch Klausenburg genannt, einen Workshop zu organisieren, um die generationsübergreifende soziale Arbeit in das europäische Partnerland zu bringen.
Unterstützt von Sabine Müller, Studentin der Sozialpädagogik, stellte Livia Visan das Konzept gut 30 Fach- und Führungskräften aus verschiedenen pädagogischen Bereichen zunächst in der Theorie vor. Danach ging es an die praktische Umsetzung. Ein Dutzend Seniorinnen und zwei Dutzend Vorschulkinder demonstrierten, was intergenerative soziale und kulturelle Arbeit heißt: An den typisch „deutschen“, wenn nicht sogar „Düsseldorfer“ Themen Karneval und Märchen wurde generationsübergreifende soziale Arbeit praktiziert, gleichermaßen ergebnisorientiert wie unterhaltsam.
Die rumänische Seite war beeindruckt von dieser Form des Wissenstransfers, der übrigens von rumänischen Workshopteilnehmerinnen privat finanziert wurde. Prof. Dr. Vasile Chis von der pädagogischen Fakultät der Universität Babes-Bolyai äußerte Interesse an einer Kooperation und einem Studierendenaustausch mit der FH Düsseldorf. Prof. Eichener prüft nun die Möglichkeit für ein internationales Transferprojekt innerhalb des Grundtvig-Programms der Europäischen Kommission, für das darüber hinaus die Diakonie in Düsseldorf als Praxispartnerin gewonnen werden soll und das weitere Länder einbeziehen soll. „Soziale Arbeit könnte sich damit zu einem Exportartikel der FH Düsseldorf entwickeln“, sagt der Professor.