Studium interdisziplinär: Studierende gestalten Einrichtung für Wohnungslose
Gleich drei Fachbereiche beteiligten sich im aktuellen Semester an einem gleichermaßen zukunftsträchtigen wie interdisziplinären Studienprojekt. Da die vom Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) getragene Wohneinrichtung für wohnungslose Menschen in Meerbeck bei Moers schon lange nicht mehr den architektonischen, technischen und sozialpädagogischen Bedürfnissen entspricht, die an eine solche Einrichtung gestellt werden, hat sich der SKM zusammen mit dem für die Beratung der Bewohnerinnen und Bewohner verantwortlichen Caritasverband an die Fachhochschule gewandt, um dezidiert deren Expertise zur Konzeption eines Neu- oder Umbaus nutzbar zu machen.
Unter Betreuung von Prof. Dr. Ruth Enggruber und den Professoren Dr. Mario Adam und Manfred Morlock erarbeiteten dazu 91 Studierende aus den Fachbereichen Sozial- und Kulturwissenschaften, Maschinenbau und Verfahrenstechnik sowie Architektur in Kleingruppen gemeinsam Konzepte für eine Umgestaltung und technische Aufrüstung des Gebäudes in Hinblick auf dessen soziale Ausgestaltung.. „Von großem Interesse für uns war natürlich vor allem der Austausch mit Kollegen und Studierenden der anderen Fachbereiche. Hieraus ist ein spannender Austausch entstanden“, resümiert Architekturprofessor Morlock.
Im Mai hatten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Moers vor Ort einen Überblick über die bisherige Situation verschafft. Am 25. Juni präsentierten sie im Konferenzraum des Fachbereichs Sozial- und Kulturwissenschaften ihre Entwürfe, die auch als Prüfungsleistungen vorgelegt werden können. Vorgestellt wurden zunächst die architektonischen Entwürfe, die anschließend von den Studierenden der beiden anderen Fachbereiche bezüglich der Umsetzung der sozialpädagogischen Anregungen und des energetischen Konzeptes kommentiert wurden.
Zu berücksichtigen hatten die angehenden Architektinnen und Architekten in ihren Entwürfen gewisse Vorgaben in Hinblick auf sozialpädagogisch motivierte Bedürfnisse. Beispielsweise sollten die neu gestalteten Räumlichkeiten einerseits über gemeinsame Wohnräume und Gemeinschaftsküchen verfügen, anderseits aber Rückzugsmöglichkeiten in individuell zu nutzenden Zimmern und Wohngemeinschaften bieten. Werkstätten, Freizeiträume, ein Café und ein Gartenbereich waren als weitere integrale Komponenten vorgegeben. Des weiteren stellen sich an die Renovierung einer solchen Einrichtung besondere energietechnische Notwendigkeiten. Ausgewiesenes Ziel ist daher, die Verbrennung fossiler Energieträger und den Ausstoß von Kohlendioxid deutlich zu verringern. Damit verbunden sind dementsprechend ein sinnvoller Einsatz alternativer regenerativer Energiequellen, der freilich für einen Sozialdienst auch wirtschaftlich tragbar sein muss. Hier kämen beispielsweise Wärmeerzeugung durch eine Holzpellet-Zentralheizung, Solarkollektoren oder eine Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung in Frage. „Das Feedback der Studierenden war insgesamt ausgesprochen positiv“, zeigt sich auch Prof. Adam vom Fachbereich Maschinenbau- und Verfahrenstechnik erfreut: „Obwohl es aufgrund unterschiedlicher Herangehensweisen an die Fragestellung durchaus auch Reibungspunkte gab, haben die Studierenden die Arbeit mit KommilitonInnen anderer Fachbereiche als große Bereicherung empfunden. Seitens des SKM besteht nun der feste Wille, eines der Projekte umzusetzen“.