Fachtagung „Soziale Arbeit mit Jugendlichen und Familien aus den GUS-Staaten: Integration oder Assimilation?“
(sf) Zum Thema „Soziale Arbeit mit Jugendlichen und Familien aus den GUS-Staaten: Integration oder Assimilation?“ tagte am 10. September 2009 der Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften in Kooperation mit dem Verein Akzeptanz Vertrauen Perspektive (AVP e.V.) und dem Landschaftsverband Rheinland (LVR)-Landesjugendamt. Mehr als 90 Fachkräfte aus verschiedenen Bereichen der Jugendhilfe waren der Einladung zu dieser Fachtagung am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften gefolgt. Prof. Dr. Ulrich Deinet, der im Fachbereich eine Reihe mit bisher drei Tagungen zum Transfer zwischen Praxis, Wissenschaft und Lehre begründet hat, organisierte und leitete auch diese Veranstaltung wieder erfolgreich.
Ziel war es, einen Überblick über die soziale Arbeit mit Jugendlichen und Familien aus den GUS-Staaten zu geben, unterschiedliche Ansätze und Konzepte an Praxisbeispielen zu beleuchten und zentrale Probleme zu bearbeiten. Mit der Fachtagung wollen die Veranstalter eine fachliche und fachwissenschaftliche Plattform für Akteure der Integrationsarbeit mit Jugendlichen und Familien anbieten.
Nach der Begrüßung durch den Dekan des Fachbereichs, Prof. Dr. Hubert Minkenberg, Sergej Aruin, Geschäftsführer AVP und Klaus Kaselowski für das Jugendamt der Landeshauptstadt begrüßte Thomas Kufen als Integrationsbeauftragter der Landesregierung NRW die Anwesenden.
Das einleitende Referat von Dr. Waldemar Vogelgesang von der Universität Trier zum Thema „Jugendliche aus den GUS-Staaten zwischen Entwurzelung, Ausgrenzung und Integration“ zeigte auf der Grundlage von empirischen Studien die ambivalente Situation von Jugendlichen auf, die zum Teil gegen ihren Willen in Deutschland leben.
In sieben unterschiedlichen Arbeitsgruppen setzten sich die Teilnehmer mit speziellen Facetten des Themas auseinander: Es ging um Hilfen zur Erziehung, Berufsorientierung, Übergang Schule-Beruf, Aufsuchende Jugendarbeit, Beratung von jüdischen Zuwanderern, Jugendmigrationsdienst, Selbstorganisation junger MigrantInnen und Homosexualität in Migrationsfamilien.
Prof. Dr. Andreas Thimmel von der Fachhochschule Köln bot mit seinem Referat „Von der Defizitzuschreibung zur ressourcenorientierten Jugendpolitik in der Einwanderungsgesellschaft“ die Ausgangsbasis der abschließenden Podiumsdiskussion zum Thema „Integration oder Assimilation“ unter der Leitung von Dr. Reinhold Knopp mit Prof. Andreas Thimmel, Serge Aruin, Pfarrer Edgar L. Born, Aussiedlerbeauftragter der Evangelischen Kirche von Westfalen, und Iris Bellstedt, Vorsitzende der Grünen-Ratsfraktion in Düsseldorf und Sprecherin der Liga der Wohlfahrtsverbände.
Zum Hintergrund:
In vielen Kommunen und Kreisen Deutschlands hat sich die Arbeit mit Migrantinnen und Migranten aus den GUS-Staaten zu einem Tätigkeitsfeld mit spezifischen fachlichen Standards entwickelt. Unabhängig davon, ob sie als Aussiedler oder jüdische Zuwanderer nach Deutschland gekommen sind, stellen sich für viele Menschen aus den GUS-Staaten zahlreiche Integrationsprobleme. Besonders „auffällig“ waren die Probleme mit männlichen Jugendlichen. In vielen Bereichen auch des öffentlichen Raums gab es Auseinandersetzungen. Es entstanden daher zahlreiche Projekte insbesondere durch Streetwork und Mobile Jugendarbeit, um der Problematik dieser Jugendlichen gerecht zu werden, von denen ein Teil nicht freiwillig, sondern nur auf Betreiben der Eltern nach Deutschland gekommen ist.
Über solche typischen Jugendprojekte der vergangenen zehn Jahre hat sich die Soziale Arbeit viel breiter entwickelt und bezieht sich heute auch auf Bereiche wie die Hilfen zur Erziehung, Beratungsarbeit insgesamt oder auch spezifischen Angebotsformen für unterschiedliche Zielgruppen. Oft stehen nach wie vor Sprachprobleme im Vordergrund, ebenso wie die kulturellen Unterschiede zwischen den Herkunftsländern und der neuen Heimat.