Abschlussausstellung der internationalen Gastprofessur – Die PBSA bricht in neue gestalterische Dimensionen auf
Ihre Studierenden zu einer kritischen Analyse überkommener gestalterischer Konventionen anzuregen, war eines der wichtigsten Ziele, das sich die internationale Gastprofessorin der PBSA, Matali Crasset, während ihrer Workshops im Wintersemester 2008/2009 gesetzt hat. Pünktlich zum Ende des Semesters präsentierten die Studierenden ihres Master-Studios am 12. Februar im Erweiterungsbau die Ergebnisse der Arbeiten, die unter Crassets Motto „Take the opportunity to think over the edge“ und den programmatischen Slogan „New Territories“ gestellt waren.
Den Mut, gestalterisches Neuland als Antwort auf sich verändernde Lebens- und Arbeitsgewohnheiten zu betreten, haben die Studierenden in ihren Entwürfen bewiesen: So präsentierte etwa Tomoko Goi ihr „Satellite House“ als Komposition architektonischer Elemente, die ihre japanischen wie auch ihre deutschen Wurzeln amalgamieren. „Ich gehe davon aus, dass fast jeder in speziellen Kontexten eine doppelte Identität nicht nur im nationalen Sinn hat, etwa wenn man auf dem Land aufwächst und dann in eine Stadt zieht“, stellt sie ihre Grundhypothese dar. „Mit meinem persönlichen Projekt möchte ich daher die Vorzüge dieser doppelten Identität herausstellen“. Die hybride Struktur des „Satellite House“ vereint mit dem klassischen Wintergarten und der japanischen Engawa, einer Art Veranda, beispielsweise europäische und japanische Architekturelemente.
Sandra Zanin hingegen beschäftigte sich mit typisch europäischen Reihenhäusern, deren uniformen Wohnstrukturen sie eigene „Spaces for Disconnection“ hinzufügte, also Räume zum Abschalten: „Um zu Hause kurzzeitig entspannen zu können, benötigt man Räume, die völlig frei sind von täglichen Arbeiten. Man muss sozusagen eine andere Welt betreten“, erläutert die Studentin ihre Arbeit. Es handelt sich hierbei um modulartige, frei kombinierbare kubische Anbauten, die nach individuellen Wünschen in die Basisform des Hauses eingesetzt werden können. Dabei gibt es verschiedenförmige Kuben für unterschiedliche Funktionen, etwa für ein Spielzimmer, für ein Wellnessbad oder sogar für die sportliche Betätigung im eigenen Haus mit Kletterwänden und Golfplätzen. Katja Stapper wiederum stellte sich die Frage, wie man die Menschen zu einer kritischen Reflexion über ihre Lebensumstände bringen kann. Hierzu schuf sie ein Set von wenigen ganz einfach gestalteten Möbelstücken, die wie Werkzeuge genutzt und zu neuen Stücken kombiniert werden können.
Nur drei Beispiele dafür, welche architektonischen und gestalterischen Ideen selbst alltägliche Dinge und Gewohnheiten wieder interessant machen können, wenn man sich bemüht, „um die Ecke herum zu denken“.