Fachhochschule Düsseldorf
University of Applied Sciences
 
 
 

16. Februar 2010

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Rundgang der Designer: Selbstbewusst, authentisch, nach rechts und links schauend

(sf) Einzelne, ineinandergreifende, ringförmige Scheiben liegen auf dem Tisch. Dekorativ. Sie verändern sich zu einer Schale, sobald der Nutzer eine Kiwi oder Orange hineinlegt. Ästhetik und Funktionalität verschmolzen auch beim Rundgang vom 11. bis 13. Februar wieder zu einem vollendeten Design. Zum Abschluss des Wintersemesters stellten die 66 Absolventinnen und Absolventen, davon neun aus dem Bereich Applied Art and Design (Schmuck- und Produktdesign) ihre Diplomarbeiten aus.

Innovatives Schmuck- und Produktdesign
Mit „Variationen“ zeigte Nina Schäfer, wie sich aus einzelnen Elementen, zum Beispiel Untersetzern, eine ganze Platte machen lässt. „Es ging mir darum Dinge zu kreieren, die vom Träger oder Nutzer individuell und multifunktional gebraucht werden können“, erläutert die 29-Jährige ihr gelungenes Konzept. Künftig will sie weitere Möbelaccessoires entwerfen und sich in einem Atelier in Bilk selbstständig machen. Ähnlich wie Marlene Beyer, die ihre grazilen und anmutigen Ohrringe und Anhänger präsentierte: „Sie sind aus Kunststoff, an die japanische Kunst des Origami angelehnt. Ich habe mich dabei von einer Japanreise in Tokyo und Kyoto inspirieren lassen“, erklärt die 26-Jährige. Sie ergänzt ihre Schmuckkollektion mit originellen Handtaschen aus Kimono-Seide. Der Clou: Als längliches Rechteck geschnitten, der Arm der Trägerin in einer Schlaufe, wirkt die Tasche eher wie eine kleidsame Stola.

„Zeichen“
Trotz der närrischen Tage besuchten mehrere Hunderte die große Ausstellung – den Rundgang am Fachbereich Design, um mit den Absolventinnen und Absolventen in Kontakt zu treten. Auch der Bereich Kommunikationsdesign fand wieder enormen Zuspruch. Zum Beispiel die Arbeit von Tristan Schmitz. Er hat ein Lehrbuch geschrieben, in dem er Zeichen definiert und erklärt, woher sie kommen, was sie bedeuten und wie sie kommuniziert werden. Im direkten Gespräch mit Besucherinnen und Besuchern erzählt er Schriftgeschichten, angefangen bei den Phöniziern bis in die heutige Zeit. Schmitz ist 26 Jahre alt und hat bereits ein Studium der Kommunikationswissenschaften in Aachen und Essen absolviert. Für ihn steht fest, seine Selbstständigkeit verstärkt auszubauen. Und die Chancen auf Erfolg stehen günstig: Denn der Kreative hat bereits am Corporate Design des Deutschen Bundestages mitgewirkt, war Projektleiter und gestaltete den Deutschen Bundesadler auf allen offiziellen Briefköpfen mit.

„Mein erster Versuch, die Welt zu retten“, ...
... damit stellte Paul Wenert eine ebenso überraschende Konzeption wie einen überzeugenden Entwurf von Kommunikationsmedien zum Thema Menschenrechte vor. Dafür hat der 29-Jährige einen Kalender, ein Buch und eine Ausstellung konzipiert. In allen drei Medien werden wahre Geschichten erzählt. Da ist etwa vor dem Hintergrund des Artikels zur Freiheit die Frau, die sensibel auf Funkwellen reagiert und gezwungen ist, einen Spezialanzug der Telekom zu tragen. Wenert bericht von rund 25000 elektrosensiblen Menschen auf der Suche nach den letzten Freiräumen und fordert sein Auditorium dazu auf: „Reißt Euch Zettel von der Ausstellung ab, nehmt sie mit und verteilt sie. Wenn sich die Ausstellung damit allmählich auflöst, freue ich mich und habe ein Ziel erreicht, nämlich die Menschenrechte verbreitet.“

Low Vision
Um Menschen geht es auch Kaya Tuerkay. Er hat unter dem Titel „Low Vision“ einen Leitfaden für die Planung barrierefreier Orientierungssysteme, also Wegweiser in Gebäuden, für Menschen mit Sehbehinderungen entwickelt. Zu seinem Konzept gehören beispielsweise ein reliefartiger Weg und Räumpläne, die man ertasten kann, oder auch große Schilder oder Zeichen auf dem Boden, weil Menschen mit einer Sehschwäche sich eher am Boden orientieren und somit kaum die Möglichkeit haben, sich an Schildern in Kopfhöhe zu orientieren. „In Deutschland leben rund 1,2 Millionen sehbehinderte Menschen“, weiß Tuerkay, der sich auch in Hinblick auf die demografischen Veränderungen intensiv mit dem Thema beschäftigt hat. „Unsere Gesellschaft wird immer älter und damit steigt auch die Anzahl Sehbehinderter“ erklärt er. Sein Vorschlag: Die Schrift in Straßenbahnen und –Stationen sowie Behörden müsse man größer und durch Kontrast und Farbe besser lesbar gestalten. Aufmerksam ist er darauf geworden, als er von einen Unfall in München hörte, wonach eine sehbehinderte Person auf die Bahngleise gestürzt und vom Zug überfahren wurde. Nach Tuerkays Konzept ließen sich in Zukunft viele Unfälle mehr vermeiden.


Nina Schäfer hat viele Variationen kreiert. Unter anderen hat sie eine Stofflampe entworfen, die jeder nach seinem Gusto jederzeit in Farbe und Form bringen kann.



Paul Wenert erzählt in einem Buch, einem Kalender und einer Ausstellung von „seinem ersten Versuch, die Welt zu retten“. Im Mittelpunkt stehen die Menschenrechte.



Kaya Tuerkay hat ein barrierefreies Orientierungssystem für Menschen mit Sehbehinderungen für öffentliche Gebäude und Straßenbahnen entwickelt. Fotos (3): Jörg Reich

FH Düsseldorf
21.03.2011 - 12:21

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