Originelle Produkte mit Sinn und gutem Zweck: „Jestalt-Workshop“ für angepasstes Design
(mk) Das Karnevalswochenende nähert sich, und wer noch keine Kostümidee für die Kinder oder jüngeren Geschwister hat, könnte auf die originellen Entwürfe von Hanne Malat und Maren Schwitalla zurückgreifen: Die beiden Kommunikationsdesign-Studentinnen haben ein „Kinderkostümsystemspiel“ entwickelt, das nicht aus vorgefertigten Kleidungsstücken und Accessoires besteht, sondern statt dessen die eigene Kreativität fördert. Hierzu haben sie ein beidseitig tragbares „Basis-Hemd“ entworfen, das auf der einen Seite weiß und auf der anderen schwarz gefärbt ist. Mit unterschiedlich geformten Zusatzteilen aus Filz, lassen sich so immer wieder neue Kostüme gestalten. „So können die Kinder immer wieder von einer Rolle in eine andere schlüpfen und ihrer Kreativität und Flexibilität freien Lauf lassen“, erläutert Schwitalla.
In Zusammenarbeit mit der Werkstatt für angepasste Arbeit (WFAA) beschäftigten sich innerhalb der interdisziplinären Lehrveranstaltung „Jestalt – Workshop für angepasstes Design“ unter der Leitung von Prof. Wilfried Korfmacher, Dipl.-Des. Herbert Schulze und Dipl.-Ing. Martin Klein-Wiele im Wintersemester 2009/2010 rund 50 Studierende aus den Studiengängen Kommunikationsdesign, Applied Art and Design sowie Architecture and Interior Architecture mit Konzepten für ausgefallene Produktreihen. Die WFAA ist eine Behindertenwerkstatt mit Niederlassungen in Düsseldorf und Neuss, in denen Menschen unterschiedlicher Behinderungen im Rahmen ihrer individuellen Leistungsfähigkeiten in unterschiedlichen Bereichen arbeiten und Produkte herstellen können. Somit bietet die Werkstatt als Bildungseinrichtung behinderten Menschen eine berufliche Zukunft und dient gleichzeitig als Dienstleister für Unternehmen aus Handel und Industrie. Die Waren werden darüber hinaus in eigenen Geschäften verkauft – und genau hier setzt „Jestalt“ an: Die Aufgabe für die Düsseldorfer Studierenden bestand darin, originelle Prototypen zu entwickeln, die von den in der WFAA beschäftigten Menschen hergestellt und dann als Serienmodelle verkauft werden können.
Am 3. Februar 2010 präsentierten die Studierenden ihre Entwürfe im Bürgerhaus Bilk einer Jury aus Dozenten und Mitarbeitern der WFAA, die die besten Arbeiten auswählen und Ende März entsprechend des zu erwartenden Kosten-Nutzen-Effektes für die Werkstatt der Öffentlichkeit vorstellen werden. Man darf gespannt sein, denn vor allem durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit sind in den rund 35 Projekten eine ganze Reihe interessanter Objekte entstanden, die eine frische Herangehensweise in der Neuverwendung von Alltagsgegenständen und Recyclingmöglichkeiten verschiedener Materialien aufzeigen: Die mögliche künftige Produktpalette umfasste etwa eine von der angehenden Produktdesignerin Milena Linde gestaltete „Lichtgießkanne“, die mit Lampenöl befüllt und in das Brausestück gesteckte Dochte zur Gartenfackel „CAN-DLE“ wird. Passend zur nassen Jahreszeit, entwarf Katja Pusch, Studentin des Studiengangs Applied Art and Design, mit der wasserdichten Handtasche aus Friesennerz, deren Träger aus Gartenschläuchen bestehen, eine ebenso effektives wie humorvolles Produkt, um dem Regenwetter zu trotzen, während Serkan Kilic, Patrick Oselka und Tobias Wenzel unter dem Motto „Hand auf’s Herz“ gleich eine ganze Werbekampagne mit Logo, Internetauftritt und eigenem Online-Shop für die Produkte der WFAA konzipierten. Von so vielen kreativen Ideen zeigte sich auch der betreuende Professor begeistert: „Das besondere gerade für die Hochschule war dabei, dass in den fachbereichsübergreifenden Projekten ein experimentelles Miteinander geschaffen und auch von den Studierenden gefunden wurde“, betont Korfmacher den Mehrwert für alle Beteiligten.