Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft aus Honduras und Guatemala besuchten die FH D
Besuch aus Honduras und Guatemala empfing am 28. Juni 2010 der Fachbereich Wirtschaft. Die Gäste sind innerhalb eines Programms der Konrad-Adenauer-Stiftung in Deutschland, um sich wichtige Impulse zur Umsetzung sozialmarktwirtschaftlicher Prinzipien im Herkunftsland des Konzepts zu verschaffen.
In einem Vortrag zu den „Grundlagen und Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft“ führte Dr. Lothar Funk, Professor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere internationale Wirtschaftsbeziehungen die sechsköpfige Delegation in die Geschichte und Entwicklung der Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland ein.
Die Fragen von Maria Elena Mondeargon de Villar, Präsidentin der Zentralbank von Honduras (Banco Central de Honduras), der Abgeordneten des Kongresses (Partido Nacional) Hector Guillermo Guillen Gomez und Claudio Roberto Perdomo Interiano, von Ledin Orlando Torres, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universidad Nacional Autonoma de Honduras, dem Exekutivdirektor des Unter¬nehmer¬verbandes von Honduras (COHEP) Samuel Benjamín Bográn sowie des stellvertretenden Leiters des KAS-Partners IDIES an der Universität Rafael Landivar in Guatemala spiegelten das rege Interesse an dem wirtschaftspolitischen Thema wider.
Denn: Der Übergang zur Demokratie ging in Zentralamerika nicht einher mit einer wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung, die zu einer spürbaren Abnahme der Armut in den Ländern der Region führte. Auch wenn Zentralamerika tendenziell makroökonomisch stabilere Rahmendaten als früher aufzuweisen hat (niedrigere Inflationsraten, ausgeglichenere Staatshaushalte), verhalf das vorherrschende liberale Ordnungsmodell nur sehr wenig, die gravierenden Einkommensunterschiede zu vermindern und zugunsten einer gerechteren Verteilung von Chancen und Lasten zu verlagern.
Angesichts ausbleibender Fortschritte bei der Bereitstellung sozialer Grundleistungen und einer sozial ausgewogenen wirtschaftlichen Entwicklung der Länder nimmt der Rückhalt, den demokratische Institutionen und allen voran die politischen Parteien in der Bevölkerung genießen, stetig ab. Die jungen demokratischen Systeme leiden daher unter einem inhärenten Legitimationsproblem, welches zu politischen und sozialen Spannungen führen kann, wie das Beispiel Honduras beweist.
Auch wenn durch den christdemokratischen Einfluss der 80er Jahre die Soziale Marktwirtschaft als Begriff insbesondere in Guatemala und El Salvador kein Fremdwort ist, so fehlt das Verständnis für die Anwendbarkeit sozialmarkt¬wirtschaftlicher Prinzipien bei Entscheidungsträgern vollkommen. Die wenigen Anhänger sozialmarktwirtschaftlicher Prinzipien waren jahrzehntelang marginalisiert.
Insbesondere seit dem Wahlsieg der christdemokratischen Nationalen Partei in Honduras Ende letzten Jahres, aber auch angesichts der öffentlich geführten Diskussion in Guatemala um ordnungspolitische Modelle, ergibt sich die Chance, sozialmarktwirtschaftliche Prinzipien breit zu diskutieren und als ordnungspolitisches Leitbild stärker zu verankern.
Das Studien- und Dialogprogramm sollte Persönlichkeiten aus dem politischen, wissenschaftlichen und Unternehmerbereich von Honduras und Guatemala einen Einblick in die Grundlagen der Sozialen Marktwirtschaft, die Rolle ihrer wichtigsten Akteure sowie ihre Weiterentwicklung unter den Vorzeichen der Globalisierung vermitteln.
Anschaulich stellte Funk vor diesem Hintergrund auch Lernprozesse heraus. In Hinblick auf das Stabilitätsgesetz erklärte er: „Man musste auch lernen, dass damit ein erhöhter Prognosebedarf, Planungsaufwand und Koordinationsbedarf verbunden war“. Ebenso verdeutlichte er auch die Trends von Wirtschaftswachstum und Arbeitslosigkeit und wies am Beispiel der Ölpreisexplosion zu Beginn und Ende der siebziger Jahre auf Funktionsdefizite des Arbeitsmarktes hin. Zugleich stelle der Experte heraus, dass die Soziale Marktwirtschaft einen Rahmen dafür schafft, der gleichzeitig die individuelle und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und den sozialen Ausgleich fordert.