Ein mittelalterlicher Turm und wilhelminische Stadtpalais – Preisverleihung für gelungene Restaurierungsentwürfe
Bauen im Bestand, die Restaurierung vorhandener historischer wie auch moderner Gebäude und deren Umgestaltung in Hinblick auf mögliche Neunutzungen jenseits der ursprünglichen Konzeption, hat sich in den letzten Jahren zu einem Tätigkeitsfeld für (Innen-)Architektinnen und Architekten von wachsender Bedeutung entwickelt. Den sich wandelnden Anforderungen an das Berufsbild der Architekten trägt auch die Peter Behrens School of Architecture der FH Düsseldorf Rechnung: Bereits seit einigen Jahren gibt es am Fachbereich ein eigenes Lehrgebiet zum Thema Bauen im Bestand, wodurch das immer wichtigere Thema auch in der Architekturausbildung in Düsseldorf prominent vertreten ist. Von besonderem Reiz ist vor diesem Hintergrund natürlich auch die Möglichkeit, dass die Studierenden bereits während ihres Studiums reale Projekte bearbeiten und damit erste Kontakte zu möglichen späteren Arbeitgebern oder auch Projektpartnern knüpfen können – die ihrerseits wiederum von der State-of-the-art-Expertise der neuesten Entwicklungen und von frischen jungen Ideen profitieren können.
Zu einem gelungenen Treffen kam es so auch am 21. Dezember während des Besuchs von Christian Paschertz, Geschäftsführer der W. Paschertz Grundstücks GmbH im Dekanat der PBSA. Die in Willich ansässige Grundstücks- und Immobilienentwicklungs-Gesellschaft ist neben dem Neubau hochwertiger Wohn- und Bürobauten auch erfolgreich in der Sanierung und Entwicklung historischer Gebäude tätig, derzeit etwa durch die Restaurierung von zwei historistischen denkmalgeschützten Gründerzeitbauten an der Graf-Adolf-Straße zu eleganten Stadtwohnungen. Um bei den Architekten von morgen die Wertschätzung für die Gebäude vergangener Epochen zu wecken und ihnen gleichzeitig Mittel für ihre ersten eigenen Projekte zur Verfügung zu stellen, hat das Unternehmen einen Preis für herausragende Studienleistungen und wegweisende interessante neue Entwürfe ausgeschrieben. In Anwesenheit des Dekans, Prof. Dierk van den Hövel, wurde die Studentin Eva Köhler nun mit einem Preisgeld von 2000 Euro belohnt, das nicht zuletzt auch Anerkennung ist für ihre eigenen Projekte im Bereich Bauen im Bestand. Sie hat sich beispielsweise mit der Umgestaltung des Essener Stiepel-Turms beschäftigt, einem im 15. Jh. erbauten, kombinierten Wohn- und Verteidigungsturm als Teil eines alten Gutshofes, der in ein Museum zur frühen Stadtgeschichte umgebaut werden soll. Der Entwurf der engagierten Studentin, die im fünften Semester im Bachelor-Studiengang „Architecture and Interior Architecture“ studiert, sieht vor, das historische Gebäude um ein Holzmodul als Aufsatz aufzustocken. „Im Inneren soll das Museum wie eine Art Kiosk aufgebaut sein, mit variablen Boxen, die die Exponate beinhalten“, erläutert die Studentin ihren Entwurf. „Diese Boxen werden dann ausgefahren und öffnen sich wie Fenster. Erst wenn sie komplett geöffnet sind, kann man sich die einzelnen Exponate ansehen. So sind die Ausstellung und auch das Museum selbst immer in Bewegung“. Dieser Entwurf kam denn auch bei Christian Paschertz gut an: „Es ist mir sehr wichtig, die Studierenden gerade auch für Denkmalschutz-projekte zu begeistern und sie hier zu unterstützen. Glücklicherweise wird die Qualität historischer Gebäude immer mehr auch von jungen Menschen erkannt und geschätzt“ – und so können Gebäude wie der Stiepel-Turm oder die Gründerzeitgebäude an der Graf-Adolf-Straße wohl unbesorgt ins Jahr 2011 und in eine hoffentlich noch lange Bestands-Zukunft blicken.