Fachhochschule Düsseldorf
University of Applied Sciences
 
 
 

28. Juli 2011

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Vom Gewöhnlichen zum Ungewöhnlichen - Raphaëlle Hondelatte und Anna Chavepayre als Gastprofessorinnen am Fachbereich Architektur

Kein Treppenhaus, völlig zerstreute Wohneinheiten und Gärten unter angehobenen offenen Erdgeschossen, in denen Kinder spielen - ein Mehrfamilienhaus stellt man sich normalerweise anders vor.

Die Idee zu dem außergewöhnlichen Bau, der mit gängigen Konventionen bricht, stammt von der renommierten Architektin Raphaëlle Hondelatte vom gleichnamigen Büro „Hondelatte Laporte Architectes“. Unterstützt von Anna Chavepayre („Encore Architecture“), hat sie im laufenden Sommersemester die internationale Gastprofessur „Entwerfen“ am Fachbereich Architektur inne. Die beiden Kreativen waren auch dank der Zusammenarbeit mit Patrice Goulet vom Institut National d’Architecture und der Unterstützung des Düsseldorfer Institut Français an der Peter Behrens School of Architecture (PBSA) zu Gast.

Hier haben sie ein Semester lang 15 Masterstudentinnen und -studenten in sogenannten „Entwurfstudios“ unterrichtet und ihnen exklusive Einblicke in ihre Arbeitsweise ermöglicht. Unter anderem lernten die Teilnehmer, bei konventionellen Bauvorhaben die versteckten kulturellen Regeln und einschränkenden Faktoren wie beispielsweise Finanzierungsdruck auszumachen. Diese stellten sie anschließend „auf den Kopf“ und entwarfen eigene Modelle. „Gebäude bestehen aus sicht- und unsichtbaren Regeln, die die Basis für unser Zusammenleben bilden, dieses aber auch einschränken. Für uns sind diese Regeln dynamische Mittel, die dabei helfen, neue Wege für Arbeit, Leben und Bauen zu finden“, erläutern Chavepayre und Hondelatte, denen die Arbeit mit den Studierenden viel Spaß bereitete, ihr Konzept.

Leitthema war das architektonische Entwerfen. Kreative Grenzen existierten jedoch nicht: „Die Studierenden hatten die komplette Freiheit, wie sie Themen angehen. Jeder hat dabei eine eigene Botschaft verfolgt“, sagt Dekan Prof. M. Arch. Juan Pablo Molestina. Geblieben sei nun bei allen die Erkenntnis, dass der Zugang über die Normalität erfolgt: Zu erkennen, dass man zunächst das Gewöhnliche wertschätzen und „auseinandernehmen“ muss, um das Ungewöhnliche zu erschaffen.

Die im Sommersemester 2004 ins Leben gerufene Gastprofessur zieht regelmäßig herausragende Größen der internationalen Architekturszene für ein Semester an die FH. Wie in den Vorjahren waren die Plätze für das exklusive Entwurfsstudio wieder sehr begehrt: Nur 15 Studierende, die zuvor mit einer Präsentation und in einem Gespräch überzeugen mussten, durften daran teilnehmen. „Etwas Vergleichbares“, so Professor Molestina, „existiert in Deutschland nicht.“

Zu den Personen

Raphaëlle Hondelatte absolvierte 1997 an der „Ecole d’Architecture et de Paysage de Bordeaux“ ihr Architekturstudium. Ab 1999 arbeitete sie mit ihrem heutigen Partner Mathieu Laporte zusammen, drei Jahre später gründeten sie das gleichnamige Büro „Hondelatte Laporte Architectes“. 2002 wurde sie mit dem Preis „Nouveaux Albums de la Jeune Architecture“ ausgezeichnet und unterrichtete von 2004 bis 2010 an der „Ecole d’Architecture de Versailles“. In ihrer Arbeit spielt die Gestaltung räumlich-programmatischer Qualitäten, die sie über großzügig gestaltete Räume in einem poetischen Kontext verfasst, eine bedeutende Rolle. So werden beispielsweise Aussenbereiche aufgewertet, um die hieraus entstehenden Qualitäten auf die Innenbereiche zu projizieren.

In der Gastprofessur wird die Französin von der Architektin Anna Chavepayre unterstützt, die sie an der Universität von Bordeaux kennengelernt hat. Chavepayre hat 1998 ihr Studium am „Royal Institute of Technology“ in Stockholm absolviert. Sie arbeitete zunächst unter anderem für „OMA“ und den bekannten französischen Architekten Jean Nouvel, bis sie 2004 ihr eigenes Büro in Stockholm gründete. Seit 2007 pendelt die Gründerin der Architekten- und Designer-Arbeitsgemeinschaft „Encore Architecture“ zwischen Frankreich und Schweden.


„Die Arbeit mit den Studierenden hat uns viel Spaß gemacht. Es war interessant, dass drei Sprachen und Kulturen aufeinandergetroffen sind“, waren sich Raphaëlle Hondelatte (links) und Anna Chavepayre einig.



Gemeinsam mit Dekan Prof. M. Arch. Juan Pablo Molestina und dem Architekten Uli Seher bewerteten die Gastprofessorinnen Anna Chavepayre und Raphaëlle Hondelatte die Arbeiten der FHler (v.l.n.r.). Fotos (2): Jörg Reich

FH Düsseldorf
02.01.2012 - 18:22

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