Studierende geben Einblicke in ihre Fotografischen Tagebücher im Heine Haus
„Ein Tagebuch, sagt man, ist etwas sehr persönliches“, erklärte Olga Kaloussi am 29. Januar 2011 vor rund 80 Besuchern zur Eröffnung der Ausstellung „Fotografische Tagebücher“. So wunderte es nicht, dass Inhalt, Farbe, Form und Material der 16 Bücher unterschiedlicher nichthätten gestaltet sein können – jedes Buch ist ein künstlerisches Unikat. Viele der Texte sind selbstverfasst, einige Gedichten oder Geschichten entnommen. Während die einen handgeschriebene Texte in ihr Werk einbrachten, legten andere wiederum wert auf Typografie. „Die Sprache des Designers ist nicht nur das geschriebene Wort, zugleich ist sie auch eine visuelle“, machte die Lehrbeauftragte für Fotografie mit Blick auf die optisch und inhaltlich gelungenen Arbeiten deutlich. Entstanden sind die fotografischen Tagebücher in ihren Kurs im vergangenen Sommersemester.
Bereits zum zweiten Mal stellen Studierende des Fachbereichs Design unter Leitung von Olga Kaloussi im Heine Haus aus. Dabei ist das Spektrum der Tagebücher weit. Die Studierenden haben Realität und Fiktion, Rückblende und Zukunftswunsch, Kurzgeschichten und Märchen, Erinnerung, Legende, Chronik und Fabel visualisiert. Selma Rehl zum Beispiel hat ihr stilles, leises Buch „Catch the silence, when it sings“ betitelt. Den Buchrücken hat sie aus selbstgeschöpftem Papier gestalt und in zartes Leder gehüllt. Klein und fein im Format. Poetisch im Inhalt. Märchen- und feenhaft wirken ihre Bilderserien mit Titeln wie „Apollonie“ oder „Die kleine Meerjungfrau“, zum Teil surreal vertraut. „Ich habe mich bei meiner Arbeit sehr von der Musik inspirieren lassen. Ich hatte davon Bilder im Kopf und habe danach die Orte aufgesucht“, erläutert die 26-Jährige ihre Herangehensweise.
Ein Eyecatcher ist zweifelsohne auch das Buch „Wasauchimmer“ von Nina Nick. „Wir verpacken das ganze erstmal in Ignoranz und werfen es aus dem Fenster und wenn es dann noch nicht kaputt ist, können wir es immer noch Oma zu Weihnachten schenken…“ beginnt sie ihren spritzigen Cocktail aus erfrischend amüsanten, lebensnahen Texten und überraschenden Bildern. Das Besondere daran: Die 22-jährige Studentin hat Playmobilfiguren kontextbezogen inszeniert und fotografiert. Es geht in großen Teilen um Beziehungen, deren schmerzliches Ende, Heilprozesse, Enttäuschungen und Neuanfänge. In Großbuchstaben schreibt sie ihre Texte dazu, die Playmobilfiguren sind kreativ zur Situation passend in Szene gesetzt. „Es sind zwischenmenschliche und beziehungsmäßige Erfahrungen, die ich in meine Arbeit eingebracht habe. Zugleich hatte ich eine große Playmobilphase und habe die Figuren reihenweise bei e-bay ersteigert“, erklärt sie. Ihr Fazit. „Finden ist eine Lebensaufgabe, Suchen eine unheilbare Krankheit“. Damit schließt ihr Buch.
Die Ausstellung ermöglicht der Verein zur Förderung des Heinrich-Heine-Geburtshauses e.V. sowie die Literaturbuchhandlung Müller und Böhm in Kooperation mit der FH D. Zu sehen sind die Fototagebücher noch bis zum 12. Februar, im Heine Haus, Bolkerstraße 53. Weitere Informationen finden Interessierte unter: www.heinehaus.de