Wasserstoff, Wunderkerzen und Wärmebildkamera
80 Schülerinnen erhielten beim „Girls’Day“ der FH Düsseldorf spannende Einblicke in die Welt der Naturwissenschaft und Technik
Mit einem lauten Zischen entzündet sich das dunkle Pulver an der Kerze. Schlagartig steigt eine orangefarbene Flamme in die Höhe. Daneben steht Anna-Lee Janke und hält einen gelben Blasebalg. Mit ihren Klassenkameradinnen betrachtet sie gebannt das überdimensionale Glas, in dem gerade der Kakao explodiert ist.
„Das ist wie bei einer Mehlstaubexplosion in einer Mühle“, sagt Volker Leven, Laboringenieur für Chemie und Verfahrenstechnik. Während der Dozent den Zehntklässlerinnen des Gymnasiums Thomeum in Kempen erklärt, wie es dazu kommen konnte, hören sie ihm aufmerksam zu. Eigentlich ist das süße Lebensmittel schwer entzündlich. Doch es entflammt, weil die Sauerstoffzufuhr und der Luftdruck das Pulver zerstäubt haben. Dann können die Staupartikel schnell oxidieren, erhitzt werden, Wärme aufnehmen und zünden. Ein Funken genügt, und schon kommt es zur Explosion.
Bei der Vorführung im Chemielabor von Professor Schwister erleben die Schülerinnen hautnah die „Geheimnisse der Naturwissenschaften“. Es ist still, alle sind konzentriert bei der Sache. „Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass Männerberufe so spannend sind“, sagt die 15-jährige Anna-Lee. Sie ist froh, dass sie einen Blick hinter die Kulissen werfen kann und hier keine Formeln abgefragt werden. „Das Experimentieren macht echt Spaß! Das ist mal was anderes als Schule“, sind sich alle einig.
Über das rege Interesse der Nachwuchsforscherinnen freut sich Dozent Leven: „Die Resonanz ist toll. Die Mädchen haben sehr viele Vorkenntnisse. Ich bin überrascht, wie schnell sie auch sehr komplexe Fragen beantworten konnten.“ Dabei, betont er, würden sie strukturierter an Aufgabenstellungen herangehen, als ihre männlichen Mitstreiter. Vom nunmehr elften bundesweiten „Girls’Day – Mädchen-Zukunftstag“, der Mädchen und Frauen mit vielen Aktionen motivieren soll, technische und naturwissenschaftliche Berufe zu ergreifen, sind er und seine Kollegen überzeugt: „Diesen Tag machen wir immer wieder gerne.“ Erfreulicherweise, ergänzt er, sei innerhalb der vergangenen zwanzig Jahre, insbesondere im Bereich der Umwelttechnik der Frauenanteil schon merklich gestiegen.
Groß war der Andrang auch im Labor für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz von Prof. Dr. Mario Adam. Dort konnten die Schülerinnen unter Anleitung von Labormitarbeiterin Martina Dreher ihre Körpertemperatur mit einer Spezialwärmebildkamera messen und auf einem kunterbunten ausgedruckten Foto als Andenken verewigen lassen.
Auch Barbara Conrads ist zufrieden. Sie wertet den „Girls’Day“, an dem sich bereits seit Jahren die Fachbereiche Elektrotechnik, Maschinenbau und Verfahrenstechnik und Medien mit einem abwechslungsreichen Programm beteiligen, als Erfolg. Mit der Gleichstellungsbeauftragten Gisela Theveßen hat sie ihn organisiert: „Ich finde den ‚Girls’ Day’ fantastisch.“ Informationen seien die Voraussetzung für die Zukunftsplanung. Mit dieser befasst sich auch schon Anna-Lee Janke: „Der Tag und das spannende Experiment haben mir viel Spaß gemacht. Vielleicht werde ich hier später mal studieren!“