Fachhochschule Düsseldorf
University of Applied Sciences
 
 
 

13. Oktober 2011

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„Horizonte erleben!“ – Christian Gansch: „Es gibt im Orchester kein unwichtiges Instrument“

Nach dem erfolgreichen Start im vergangenen Jahr bietet die Fachhochschule Düsseldorf auch im Wintersemester 2011/2012 wieder die öffentliche und fachbereichsübergreifende Vortragsreihe „Horizonte erleben“ an. Im Zentrum der Veranstaltungen stehen aktuelle gesellschafts- und bildungspolitische Themen sowie wirtschaftspolitische Entwicklungen. Es geht darum, über den Tellerrand zu blicken und aktuelle Problemstellungen gemeinsam und interdisziplinär zu betrachten. In jedem Semester wird die Veranstaltungsreihe unter ein Spezialthema gestellt. Das aktuelle Motto für die Veranstaltungen lautet: „Neue Perspektiven in der Unternehmensentwicklung“.

Zum ersten Termin am 12. Oktober 2011 sprach der Dirigent Christian Gansch zum Thema „Wahrnehmen - Entscheiden - Handeln: der Dreiklang des Erfolgs“. „Stellen Sie sich vor 180 exzentrische Diven, ein hervorragender Klangkörper und alle hören gleichzeitig auf. Das wünscht sich nicht nur jeder Dirigent, auch jeder Unternehmer“, begann er und verwies auf die Professionalität des Dirigenten. „Denn nur aus dem Bauchgefühl kommt man nicht soweit“, weiß er. Gansch selbst gilt
mit seinem 2006 erschienenen Longseller "Vom Solo zur Sinfonie - Was Unternehmen von Orchestern lernen können" als Begründer des Trends des Orchester-Unternehmen-Transfers im deutschsprachigen Raum. Von 1981-90 war der Niederösterreicher Führungskraft bei den Münchner Philharmonikern, danach wechselte er in die Musikindustrie und produzierte unter anderem Künstler wie Pierre Boulez, Claudio Abbado und Anna Netrebko. Neben vielen internationalen Auszeichnungen gewann er vier Grammy Awards. Seine Erfahrungen in der Musik- und Wirtschaftswelt bilden das Fundament für seine Referate: Als Coach nutzt er die Strategien sinfonischer Prozesse, die bedeutend komplexer und präziser definiert sind, als sie sich für das Publikum darstellen – sowohl in Orchestern als auch Unternehmen hängt der Erfolg von der entscheidenden Frage ab, wie sich aus individueller Kompetenz und Vielfalt unternehmerische Einheit und Identität entwickeln lassen.

„Um ein Unternehmen gut zu führen, ist ein interaktives Spiel der Kräfte notwendig und nicht eine möglichst nahe Entsprechung des Teamfähigkeitsideals“, mahnte der Produzent. Das Ideal werde oft als moralische Teamfähigkeitskeule, ja geradezu als Unterdrückung gebraucht. Es gäbe Situationen, in denen eine Führung schnelle Entscheidungen treffen müsse, in denen keine Zeit für basisdemokratische Entscheidungen bleibt, kommentierte er. Allen Leitbildern und Motivationsseminaren zum Trotz erklärte er: „Man braucht Persönlichkeiten und Charaktere einerseits, andererseits müsse alle Exzentriker der Gemeinschaft dienen“. Für diesen Prozess bedarf es einer schnellen und direkten Kommunikation, Reibung und Konfliktbereitschaft, so Gansch. „Harmonie kommt aus der Reibung“, erläuterte er in diesem Zusammenhang und untermauerte seine These, wonach Motivation intrinsisch sei und bliebe. „Es gibt im Orchester kein unwichtiges Instrument“, warnte der Profi. Das Zuhören als eine Wahrnehmungskompetenz seine eine wesentliche Führungsstärke. „Man muss wissen, wann man ein Ensemble auch allein spielen lassen kann und demzufolge auf der Basis dessen agieren, was kommt ungerufen und nicht auf der Basis der eigenen Vorstellungen“, sagte er.
Untermauert wurde sein Vortrag immer wieder von Musikstücken, am Beispiel derer er die Funktionen und die Bedeutung der Einzelnen Instrumente und des Dirigenten deutlich machte.

Ihre Fortsetzung findet die Reihe „Horizonte erleben“ am 9. November mit einem Vortrag von Prof. Dr. Thomas Müller-Kirschbaum, Leiter des Bereichs Produktion und Supply Chain von der Henkel AG & Co. KGaA und am 14. Dezember mit einem Referat von Dr. Jürgen Schröder, Direktor des Customer Lifecycle Managements von McKinsey.


Christian Gansch dirigierte unter anderen das Russian National Orchestra und das deutsche Symphonie Orchester. Innerhalb seiner leitenden Tätigkeiten in der Musikindustrie produzierte er mehr als 190 CDs. Foto: Jörg Reich

FH Düsseldorf
02.01.2012 - 18:22

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