Fachhochschule Düsseldorf
University of Applied Sciences
 
 
 

3. Februar 2011

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Eine S-Bahnstation mit „nachhaltigem“ Wohlfühlcharakter oder ein Bad am Rhein

Einladend könnte der S-Bahnhof Derendorf künftig wirken, wenn es nach den Ideen von Evelyn Scharrenbroich geht. Die 35-Jährige Absolventin hat sich in ihrer Abschlussarbeit an der Peter Behrens School (PBSA), dem Fachbereich Architektur, der Anbindung des Bahnverkehrs an den geplanten neuen Campus der FH im Stadtteil Derendorf gewidmet. Da sich mit dem Umzug der Hochschule auch Charakter und Image des ganzen Stadtteils wandeln werden, wäre es wünschenswert, auch den dortigen, derzeit in seinem Erscheinungsbild heruntergekommenen und nicht mehr funktionsgerechtem S-Bahnhof als Entrée Derendorfs neu und attraktiv zu gestalten. Hierzu gehört neben einer Generalüberholung des allgemeinen Erscheinungsbildes auch die Schaffung einer direkten Zugänglichkeit zum Campus sowie eine respektvolle Einbindung der Moschee, die in Teilen des Bahnhofs untergebracht ist.

„Energieplantage“
„Durch Kapseln, Aufenthaltsebenen, konnte ich die beiden Ebenen zusammenbringen“, erklärt die frischgebackene Architektin. Ihre Zwischenebenen hat sie mit Profilglas ausgestattet, das leicht getönt ist und den Bau translucent, also speziell abends in einem leicht gedämpften Licht erscheinen lassen. Eine neue Leichtigkeit könnte ihren Vorstellungen nach auch vom der Zugangsebene ausgehen. Hier hat sie in ihrem Modell eine vertikale Windanlage vorgesehen. Diese weißen Schirme wirken wie arrangierte Blumen auf dem begrünten Dach. „Ich wollte damit auch ein neues Stadtbild schaffen“, sagt sie. Doch Scharrenbroichs „Energieplantage“ hat noch mehr zu bieten: „Durch die Nutzung regenerativer Energien, wie den Wind- und Solarkollektoren auf den Dach oder Wärmepumpen, könnte man den Bahnhof, speziell die Verweilebene, temperieren“, erläutert sie ihr gelungenes Konzept. „Das gesamte Gelände versorgt sich praktisch von selbst“, schwärmte Dekan Dierk van den Hoevel.

Skulpturaler Charakter
Einen eher skulpturalen, konzeptionellen Ansatz zur Aufgabenstellung von Prof. Jochen Schuster hat sich Andrej Latos überlegt. „Ich habe versucht, im Bestand zu arbeiten“, erklärt er sein futuristisch anmutendes Modell. Es ist unterirdisch angelegt und überzeugt durch Bewegungsmuster und Sichtbezüge. Dabei hat er die Bus- und Bahnhaltestelle auf der Münsterstraße um 30 Meter Richtung Westen verlegt. Über seinen 200 Meter langen und 15 Meter breiten Tunnel erfolgt so die Anbindung an den neuen Campus. „Durch große Lichtkuppeln wird der Gang mit Tageslicht durchflutet. Künstliche Lichtquellen erhellen den Zugang zusätzlich“, sagt er.
Insgesamt 21 Absolventinnen und Absolventen haben im Wintersemester 2010/2011 ihr Studium an der PBSA abgeschlossen. Zur traditionellen Abschlussausstellung haben sie am 3. Februar die interessierte Öffentlichkeit in ihre Werkstätten am Fachbereich eingeladen, um Einblicke in ihre kreativen Abschlussprojekte zu gewähren.


„Baden im Fluss“
Unter dem Motto „Baden im Fluss“ haben sich einige von ihnen mit der Kreation eines Freibades am Rhein beschäftigt, das sich an den alten Flussbadeanstalten orientiert. Als Ort wurde das Vorfeld der Bremer Straße im Hafen auserkoren. Ein Spaßbad soll dabei nicht entstehen, sondern ein Bad mit besonderem Charakter, der sich durch die Lage am Fluss wie von selbst definiert. Zur Aufgabe zählte aber auch die Entwicklung eines tragfähigen Gesamtkonzeptes, wozu auch eine Nutzung im Winter durch Sauna- und Bistrobereiche gehört. In diesem Zusammenhang hat eine weitere Studierendengruppe darüber hinaus ein „temporäres, wandelbares Dach“ für das Schwimmbad entwickelt, das die Anlage funktional wie atmosphärisch ergänzt. Brillant gelöst hat diese Aufgabe Rebekka Henning. Die 22-Jährige hat zunächst einen Zugang von der Fußgängerbrücke zum Hafenbad geschaffen, die sie zugleich auch noch imageträchtig mit einer Holzverkleidung in Szene hebt. Ihre Formsprache ist durchweg beweglich und das macht diese Arbeit so spannend. „Eine sehr tiefgründige, kreative und innovative Arbeit. Es ist ihr sehr gut gelungen, einen Bogen zwischen Bild und realistischer Umsetzung zu schaffen und eine eigene Handschrift zu entwickeln“, lobte Prüfer Prof. Jochen Schuster das Projekt seiner Studentin. Denn: Henning hat darüber hinaus durch Berechnungen der Strömung ein Surferparadies in ihrem Modell geschaffen. Sie hat nachgewiesen, dass an der vorgegebenen Stelle der Rhein eine stehende Welle erzeugt, ohne dafür Energie aufbringen zu müssen, so dass auch das Surfen möglich wäre.
Ob es die Alternative oder eine Ergänzung zum früheren, beliebten Monkey’s Island werden könnte? Man wird sehen. „In jedem Fall geben alle Arbeiten Denkanstöße und Diskussionsansätze, die grundsätzlich förderlich sind“, sagte Prof. Dierk van den Hoevel.

Neben diesen Projekten haben die Jungarchitektinnen und –architekten aber auch über den Tellerrand ihrer Studienstadt geschaut und sich beispielsweise – der Aufgabenstellung von Prof. Harry Vetter entsprechend – mit dem Entwurf eines „Raumspiel“ genannten Konzeptes zur Kulturvermittlung für Kinder und Jugendliche in Museen beschäftigt.


Evelyn Scharrenbroich hat in ihrer Abschlussarbeit dem S-Bahnhof Derendorf eine neue Leichtigkeit mit „nachhaltiger“ Wohlfühlatmosphäre verliehen.



Andrej Latos verbindet die S-Bahn-Station mit dem Campus unterirdisch und in seiner Formsprache futuristisch anmutend.



Rebekka Henning hat nicht nur eine einladende Bade- und Wellnesslandschaft direkt am Rhein konzipiert, sondern zugleich ein Surferparadies. Fotos (3): Paul Becker.

FH Düsseldorf
02.01.2012 - 18:22

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