Rundgang: Jung-Designerinnen und -Designer überzeugten mit aktuellen Themen und reflektierter Herangehensweise
Gelöste Stimmung am Fachbereich Design: Die Prüfungen sind vorbei, die Anspannung hat bei den Absolventinnen und Absolventen sichtbar nachgelassen. Vom 4. bis zum 6. Februar präsentierten 95 Jung-Designerinnen und -Designer ihre Abschlussarbeiten in den Räumen des Fachbereichs.
Mehrere hundert Besucher nutzten die Gelegenheit, sich hinter die Kulissen zu begeben und sich über aktuelle Trends und innovative Herangehensweisen zu informieren. 16 der insgesamt 95 Nachwuchs-Designerinnen und -Designer haben sich dabei auf das Schmuck- und Produktdesign spezialisiert. Innerhalb des Studienganges Kommunikations¬design entstanden 75 Abschlussarbeiten, weitere vier Arbeiten im Bereich Exhibition Design.
„Bunter Vogel fliegt“
In Hinblick auf professionelles Kommunikationsdesign und ihre eigene Handschrift fesselte Astrid Martina Langbein viele zahlreiche Gäste. Unter Leitung von Prof. Reiner Nachtwey und Britta Wandaogo hat sie den Film „Bunter Vogel fliegt“ entwickelt. Im Mittepunkt ihres filmischen Porträts steht „Andi“, den sie in der Düsseldorfer U-Bahn kennen gelernt hat. Andi ist 24 Jahre alt, Autist und nach mehrfachen Tumoroperationen seit seinem zehnten Lebensjahr blind und ein Düsseldorfer Straßenmusikant. Er spielt Keyboard. Einfühlsam und spannend zeigt die 36-Jährige seinen Alltag. Sie beschreibt seine sensible Wahrnehmung, zum Beispiel, wie er am Bahnsteig die Züge und Zeiten einordnet, wie er seiner Großmutter beim Putzen hilft und warum der junge Mann in dem rot-weißgeringelten Shirt Pipi Langstrumpf liebt. Zugleich konfrontiert sie den Betrachter als Teil der Gesellschaft mit dem fehlenden Respekt und der gesellschaftlichen Akzeptanz bezogen auf den Umgang mit Menschen mit auffälligen Verhaltensweisen: „Die Dreharbeiten waren stark von der Konfrontation mit der Gesellschaft geprägt. Blindheit und Autismus passen eben nicht ins Bild. Ich habe erlebt, wie Andi geschlagen und eingesperrt wurde“, erzählt die Regisseurin. Den 30-minütigen, hintergründigen Dokumentarfilm plant sie fortzusetzen.
„Moment mal“
Zum Nachdenken und Innehalten regten auch Joana Bauer und Camilla Drzymall mit ihrem Kommunikationskonzept zum Thema Achtsamkeit an. Unter dem Titel „Moment mal“ hat das Duo unter Betreuung von Prof. Ton van der Laaken und Anke von Bremen ein stimmiges Konzept zu Kommunikationsmitteln entworfen, um den Betrachter wie Anwender gleichermaßen bewusst einen Moment aus der hektischen, das Individuum oft überfordernden Espresso- und Multitasking-Welt herauszuholen. „Konkret geht es um eine Entschleunigung des Alltags und ein Verweilen im gegenwärtigen“, erklärte Bauer das Hauptmedium, eine Wanderausstellung. Daneben haben die beiden ein Kartensortiment realisiert mit Slogans wie „Immer mit der Ruhe“ oder „Eins nach dem anderen“. Ein weiteres Instrument ist ihre Legemeditation, das die Absolventinnen nach der Idee des Sandmandala der tibetischen Mönche umgesetzt haben. Der Nutzer hat ein Spielbrett und muss dabei eine Linse nach der nächsten legen. Auch für angespannte Situationen, in denen sich der Betroffene nicht kurz zurückziehen kann, haben die Designerinnen Abhilfe gefunden – nämlich mit dem „Resetter“. Ein kleiner Pen, der problemlos in die Hosentasche passt, vibriert in bestimmten Abständen und erinnert daran, achtsam zu bleiben, durchzuatmen, zu verschnaufen. Mit ihrer gesundheitlich-präventiven Maßnahme stehen sie im Kontakt mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA). Möglicherweise könnten Teile ihrer Kampagne umgesetzt werden.
„Nostalgie en vogue“
Neugierig machten auch die Arbeiten aus dem Bereich Applied Arts and Design, Schmuck- und Produktdesign. Stefanie Frye etwa ging es in ihrer Ausstellung darum, altes, bekanntes neu zu interpretieren. Unter Betreuung der Professoren Herman Hermsen und Elisabeth Holder hat sie aus klassischen Gardinenbändern oder Knöpfen gewöhnliche Ketten konzipiert. Perlenketten erhalten einen neuen Ansatz, indem sie statt eines feinen Verschlusses mit einem Strumpfband auffällig dekorativ verschlossen werden. Aber auch ihre Fotoemaille-Produkte wie Broschen, Anhänger oder Ohrschmuck mit Bildern aus Natur und Landschaft erscheinen in einem Licht.