Hochschule trifft Handwerk – FHD-Talente zu Gast auf dem Europamarkt für Kunsthandwerk und Design in Aachen
Drei Millimeter dünnes Birken-Sperrholz und eine hufeisenartige Form – das außergewöhnliche Sitzmöbel ist eine von 40 kreativen Arbeiten, die Studierende der Peter Behrens School of Architecture (PBSA) entworfen haben. Nun zeigten sie ihre Werke Anfang September gemeinsam mit Design-Studierenden des Vereins inpetto e.V. auf dem diesjährigen Europamarkt für Kunsthandwerk und Design in Aachen.
„Es ist das erste Mal, dass wir uns daran beteiligen und unsere Produkte zusammen mit der inpetto-Gruppe vom Fachbereich Design ausstellen“, sagen der Dozent Martin Klein-Wiele und Werkstattleiter Franz Klein-Wiele. Über die Einladung, in Kooperation mit der Akademie für Handwerksdesign Gut Rosenberg und der Akademie für Gestaltung Münster im sogenannten „Designforum“ ausstellen zu dürfen, haben sie sich sehr gefreut. Selbstverständlich sei diese nicht, denn der Markt ist etwas Besonderes: „Die Professionalität unterscheidet ihn von normalen Märkten“, sind sich die beiden einig. Seit 35 Jahren von der Handwerkskammer Aachen veranstaltet, ist der Europamarkt für Kunsthandwerk und Design weit über die Grenzen Nordrhein-Westfalens bekannt. Jedes Jahr ziehen seine 300 Stände durchschnittlich bis zu 200 000 Besuchern an. Jungen Talenten bietet er zudem eine internationale Kontakt- und Trendbörse.
Auch in diesem Jahr haben wieder etliche Kunsthandwerker, Meister- und Handwerksdesigner aus ganz Europa vor der pittoresken Kulisse des historischen Stadtkerns rund um Dom und Rathaus ihre Erzeugnisse ausgestellt und verkauft: Eine perfekte Präsentationsplattform für die Nachwuchsarchitekten und sechs Nachwuchsdesigner der Fachhochschule Düsseldorf. Ihre Produktpalette war vielfältig. Ob ausgefallene Sitzgelegenheit oder Schmuck aus Papier oder Kunststoff, in der eindrucksvollen Aula Carolina – einer ehemaligen Klosterkirche aus dem 13. Jahrhundert – stellten sie auf 140 Quadratmetern ihre Exponate vor. „Dass man sich in so einem großen Maßstab präsentieren kann“, sagt Bachelorstudentin Susanne Priebs, die im vierten Semester Innenarchitektur und Architektur studiert, „ist schön!“
In dem Projekt steckten viel Herzblut, an die 100 intensive Arbeitsstunden, etliche Vorbereitungstreffen und jede Menge Organisatorisches: von der Bildung einer Arbeitsgruppe und dem Druck der Visitenkarten und Begleittexte, bis hin zur Beschaffung der Transporter für die Ausstellungsstücke. Einen besonderen Stellenwert, sagen die Organisatoren, hat das interdisziplinäre Arbeiten der Bereiche Exhibition Design, Design und Architektur: „Das Zusammenspiel dieser Disziplinen funktioniert gut. Jeder bringt seinen eigenen Blickwinkel mit, dadurch erweitert sich auch der eigene Horizont.“
Gezeigt wurden Arbeiten, die sich durch besondere formale und ästhetische Qualitäten auszeichnen. So haben die Architekten unter anderem eine Besucherliege aus einem dünnen, biegbaren Birkenholz konzipiert. „Die Wahl fiel auf dieses Material, weil es sie zwingt, über konstruktive Lösungen nachzudenken, um ein funktionierendes statisches Möbel herzustellen. Es bietet die große Freiheit, Formen und Ausführungen zu entwickeln“, erklärt Dozent Martin Klein-Wiele. Auch bei der Messestand-Gestaltung ließen die Mitmachenden ihrer Phantasie freien Lauf und kamen auf eine einfache aber erstaunliche Idee: Um einen weichen Kontrast zu den Holzmöbeln und eine subtile Begrenzung zur Umwelt zu erzeugen, ließen sie 50 graue Möbeldecken mit einem weißem PBSA- und FHD-Schriftzug anfertigen, die auf dem Boden der Aula ausgebreitet für Aufmerksamkeit sorgen werden. Ein interaktiver Präsentationsstand ergänzte das Szenario und informierte die Besucher über Studieninhalte und –bedingungen.
Sinn für Quali- und Originalität bewiesen auch Lisa Zeuner, die im dritten Semester „Applied Art und Design“ studiert, und ihre fünf Mitstreiter: Sie präsentierten ihre 60 Schmuckstücke (in Anlehnung an die „längste Theke der Welt“) auf Biertischen, die mit kleinen Vitrinen aus Biergläsern versehen waren. Ihr Betreuer, Diplom-Designer Herbert Schulze, lobt die raffinierte Idee: „Um neue Wege im Schmuckdesign zu finden, muss man experimentieren.“ Von der Kooperation mit den Architekten erhofft er sich einen verbesserten Austausch zwischen den Studierenden. Für diese, sind Martin und Franz Klein-Wiele überzeugt, war die Ausstellung in Aachen nicht nur eine gute Chance, sich zu positionieren: „Sie ist auch wichtig für ihre Motivation. So erfahren sie, wie das Studium sie weitergebracht hat. Und, dass sich andere Menschen für ihre Sachen interessieren.“