„Jungle Food“ – Von der Tropenpflanze zum Konsumgut
In diesem Supermarkt stimmt etwas nicht - das wird auf den ersten Blick klar: Dschungelpflanzen erobern die Einkaufswagen, Regale und die Gemüsetheke. Die gemeinsam von der Fachhochschule Düsseldorf und der Heinrich-Heine-Universität (HHU) konzipierte Ausstellung „Jungle Food“ entführt Besucherinnen und Besucher des Botanischen Gartens auf eine Expedition in ungewohnte tropische und subtropische Gefilde. Beim Betreten der Orangerie wird ihnen dennoch alles wohlbekannt erscheinen, denn das Gewächshaus wurde zu einem Supermarkt umgestaltet – ein Supermarkt, in dem jedoch nicht die üblichen Endprodukte angepriesen werden. Stattdessen ist er angefüllt mit den lebenden Pflanzen, die hinter den uns vertrauten Lebensmitteln und Produkten stehen. Die Ausstellung lädt ein, die vielfältigsten Aspekte aus Historie, Forschung und Anbau der Nutzpflanzen zu entdecken und zu erkunden.
„Viele wissen gar nicht so genau, woher die Lebensmittel kommen. Es ist eine hochinteressante Ausstellung und großartige Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Düsseldorf“, lobte Prof. Dr. Dr. Michael Piper, Rektor der HHU, das Konzept und die Gestaltung der Ausstellung. Entstanden ist „Jungle Food“ als Kooperationsprojekt zwischen dem Fachbereich Design der Fachhochschule unter der Leitung von Prof. Philipp Teufel und dem Department Biologie der HHU unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Westhoff. Ebenfalls inhaltlich beteiligt sind Prof. Dr. Margrit Schulte Beerbühl vom Institut für Geschichtswissenschaften II der HHU, die Kustodin des Botanischen Gartens, Dr. Sabine Etges, die Bayer CropScience AG, die Mars GmbH und die Deutsche Welthungerhilfe, die dieses Jahr ihr 50-jähiges Bestehen feiert.
Die eigentlichen Ausstellungsmacher sind jedoch vier Masterstudentinnen des Studiengangs Exhibition Design. Sie wollten zeigen, was in und hinter den Pflanzen steckt und was der Mensch aus ihnen gemacht hat. Wer weiß zum Beispiel schon, dass erst ein Hauch von Ingwer „Chanel No 5“ die wahre Würze verleiht? Oder dass Kakao eine etwa 25 cm große rotbraune, verschrumpelte Bohne ist, die per se bitter schmeckt, jedoch durch weitere Zutaten wie Zucker und Fett und besondere Rührverfahren erst zu der Schokolade wird, die wir kennen – und die bei 30 Grad fest ist, aber bei 35 Grad im Mund zart schmilzt. Katarzyna Bodziak, Britta Liermann, Meike Detering und Janna Rinck haben sich Gedanken dazu gemacht. So findet der Besucher in Form von Angebotsbeilagen zu jeder Pflanze Informationen zur Herkunft, zum Anbau und zur Verarbeitung. Parallel ertönen immer mal wieder Durchsagen zu aktuellen Angeboten. Etwa zum schwarzen Pfeffer, der jedes Essen verschärft. Parallel haben sie hinter den „Waren“ jeweils Wandcollagen erstellt, die die fertigen Produkte zeigen. Beim Kakao beispielsweise diverse Süßigkeiten, Brotaufstriche, Körperbutter und Pudding. Die Pflege und die klimatischen Bedingungen stellen nicht nur die Arbeiter auf den Plantagen vor Herausforderungen. Auch die Studentinnen erlebten eine Überraschung: „Denn lebende Pflanzen als Ausstellungsobjekte sind auch eine gärtnerische Herausforderung“, erklärte Dr. Sabine Etges, Leiterin des Botanischen Gartens. Angesichts des kühlen Düsseldorfer Klimas ließen die Kakaopflanzen die Blätter hängen. Was blieb den Master-Studentinnen also anderes übrig, als prompt im Gewächshaus ein weiteres kleines für den Kakao zu bauen, in dem eine Temperatur von 25 Grad konstant ist.
„Diese Ausstellung zeigt einmal mehr den hohen Praxisbezug der Hochschule“, zeigte sich Prof. Dr. Brigitte Grass begeistert und verwies zugleich auf den hohen Wert der Nachhaltigkeit in Hinblick auf den Beitritt der Hochschule - als bundesweit einziger Fachhochschule – zum UN Global Compact im Jahr 2010.
Interessierte können „Jungle Food“ zu den folgenden Zeiten besuchen:
Freitag, 15. Juni bis Sonntag, 26. August 2012,
montags-freitags 8-18 Uhr,
samstags 13-18 Uhr, sonntags 10-18 Uhr
Orangerie des Botanischen Gartens, Gebäude 29.11[b/]