Guerilla Gardening und ausgefallene Werkstoffe: Die IntraMuros-Woche 2012
Gräser und Blumen, die Waschbecken überwuchern und Laubvorhänge, die das Treppenhaus im Foyer an der Georg-Glock-Straße hinunterranken – ungewöhnliche botanische Anblicke boten sich den Besuchern am Ende der zweiten Novemberwoche in den Fluren der gestalterischen Fachbereiche Architektur und Design. Zum Ende der traditionellen „IntraMuros“-Woche präsentierten die Studierenden gemeinsam mit ihren Dozentinnen und Dozenten die Ergebnisse ihrer einwöchigen Projektarbeiten.
Die vielfältigen Begrünungen sind beispielsweise im Projekt „Guerilla Gardening“ unter der Leitung des Lehrbeauftragten und Gartenarchitekten Thomas Fenner entstanden: „Die Intention war eine Auseinandersetzung mit der Frage, wie der öffentliche Raum, konkret die Hochschulräumlichkeiten, als Grünflächen angeeignet werden können. Das aus vielen Städten bekannte Phänomen des Guerilla-Gärtnerns bot auch in der FH viele Möglichkeiten, um je nach Ort entweder temporäre oder sogar dauerhafte Grünflächen innerhalb der Betonmauern zu schaffen“, erläutert der Dozent. Im weiteren Sinne mit dem Thema Umwelt haben sich auch die Studierenden von Prof. Stefan Korschildgen beschäftigt. Unter dem Titel „2nd love“ machten sie sich in Mülldeponien, Altstofflagern oder am Rheinufer auf die Suche nach Müll und Treibgut, aus dem sie Gebrauchsgegenstände konstruierten und gleichzeitig mit den Möglichkeiten neuer Werkstoffe experimentieren konnten. Neben dem praktischen Effekt des Recyclings wurden somit auch Möbel, Lampen oder Teppiche konstruiert, die eine ganz eigenwillige Ästhetik schaffen.
Für die Ausstattung des Wohnzimmers fehlt nun eigentlich nur noch die Wandverkleidung, und zumindest eine Verwendungsmöglichkeit hierfür bieten die unter der Leitung von Prof. Manfred Morlock kreierten Kalkputzplatten aus dem in Marokko seit Jahrhunderten bekannten Werkstoff Tadelakt: „Wir haben einfache Holzplatten mit Kalkputz bestrichen, in den wir vorher verschiedene Farbpigmente eingerührt hatten“, beschreibt der Professor für Baukonstruktion und Entwerfen den Schaffensprozess: „Dabei wurde mit so ungewöhnlichen Pulvern wie Curry, Kaffee oder dem Ingwergewürz Kurkuma experimentiert“. Herausgekommen sind Farbtöne, die gleichzeitig pastellartig weich sind, aber als möglicher Wandputz auch gemütliche Wärme ausstrahlen.
In neuem Licht erstrahlt schließlich auch der frühere Gipsraum, der von den Studierenden von Prof. Jochen Schuster zusammen mit dem Team der Modellbauwerkstatt zu einer edlen Materialbibliothek umgestaltet wurde. War diese bislang in einem engen Raum ohne Fenster untergebracht, können die Studierenden nun ihre Werkstoffkunde in einem lichtdurchfluteten Raum mit modular nutzbaren Regalen und ausreichenden, ebenfalls selbst konstruierten Fichtenholz-Hockern an einem breiten zentralen Tisch auch in größeren Gruppen durchführen. Dies waren nur vier Beispiele aus einer Vielzahl interessanter und innovativer Entwürfe, doch zeigte sich die Koordinatorin der IntraMuros-Woche, Prof. Eva-Maria Joeressen, von allen Ergebnissen begeistert: „Diese Woche bietet zum einen die einzigartige Möglichkeit der individuellen Vertiefung spezieller Themen aus den verschiedensten Lehrgebieten der Architektur sowie verwandter Disziplinen. Zum anderen stellt sie aber auch ein unschätzbares Kommunikationsforum für die Studierenden aus den unterschiedlichsten Semestern dar, vom Erstsemester bis hin zum Master-Absolventen. Gleichzeitig ist es eine wichtige Erfahrung für sie, in kurzer Zeit auf eine im Wesentlichen öffentliche Ausstellung hinzuarbeiten.“ Die Bandbreite der Ergebnisse hat das Konzept dieser Projektwoche jedenfalls auch in diesem Jahr wieder prägnant unterstrichen.