Architektur-Werkschau: Innovativ, kreativ und multifunktional
Rund 140 Absolventinnen und Absolventen haben im Sommersemester 2012 ihr Studium an der Peter Behrens School of Architecture, dem Fachbereich Architektur der FH Düsseldorf, abgeschlossen - zur traditionellen Abschlussausstellung am Ende des Semesters laden sie nun alle an den neuesten Trends in der zeitgenössischen Architektur und Innenarchitektur Interessierten in ihre Werkstätten ein, um Einblicke in ihre kreativen Projekte zu gewähren.
Badezentrale
Einige von ihnen haben sich dabei der Umgestaltung und Erweiterung des denkmalwürdigen Kesselhauses von 1925 und der 1906 errichteten Elektrozentrale der Gerresheimer Glashütte gewidmet. Wo früher schweißtreibend Glas geblasen wurde, könnte als Resultat der Aufgabenstellung von Prof. Robert Niess in der Zukunft ein ansprechender Erholungsort entstehen: Für das leer stehende Werksareal mit seinen herausragenden Entwicklungsmöglichkeiten konzipierten die Studierenden eine neue Nutzung als Freizeit- und Wellness-Center. Die Bachelor-Absolventin Virginia Clasen hat den Bestand als schützende Hülle stehen lassen und jeweils die Innenräume neu strukturiert. Die beiden Gebäude, sprich: die Therme im Kesselhaus und das Gastronomie- und Fitnesskonzept in der Elektrozentrale, hat sie mit einer Rampe verbunden, „um eine Sogwirkung zu erreichen. Das heißt, der Besucher wird geradezu auch in den Park hineingezogen, den ich darum herum angelegt habe“, erläutert die 24-Jährige. Ihre Kommilitonin Eva Köhler hat sich der Aufgabe anders genähert. „Die Gebäude waren nie öffentlich, hatten nie etwas Repräsentatives, daher habe ich bewusst einen modernen Gegensatz geschaffen, wie den Pavillon am Eingangsbereich und die neue Überdachung“, berichtet sie. Der Pavillon, in dem die Rezeption und Verwaltung untergebracht sind, verströmt zusammen mit dem ebenfalls auffällig puristisch gestalteten Dach eine positive Stimmung in dem früheren Industrie-Ensemble.
Aquazoo
Interessante Anstöße zeigten auch die Entwürfe, mit denen sich die Absolventinnen und Absolventen Gedanken über eine weitere bereits etablierte Freizeiteinrichtung der Landeshauptstadt gemacht haben: Wie könnte man den Aquazoo durch eine Umgestaltung noch attraktiver für Besucherinnen und Besucher machen? Oder wäre ein kompletter Neubau vielleicht auch eine Alternative? – fragte Prof. Jochen Schuster seine Master-Studierenden. Anna Wollenberg hat beispielsweise den Kontext der Historie aufgegriffen. So hat sie dem Relikt aus der NS-Zeit und der Hauptachse zum Park an Stärke genommen. Dabei hat sie den Aquazoo und das Löbbecke-Museum unterirdisch auf drei Etagen in ihrem Modell errichtet. Der Besucher wird dabei durch eine Rampe hinabgeleitet. Auch die Etagen sind durch Rampen miteinander verbunden. Das Löbbecke-Museum mit seiner Dauerausstellung sowie verschiedenen Sonderausstellungen steht dabei in direktem Dialog zum Aquazoo. Die Grenzen sind schwimmend. Darüber hat sie ein großes Wasserbecken angelegt, das den Besucher den Blick in den Park eröffnet. Bislang war vielen der Weg in den Park und der Anlage als solcher durch das Gebäude davor kaum im Bewusstsein.
Freizeitmäßig-entspannt geht es schließlich auch bei der Modefirma Esprit zu, die ihre Europazentrale in Ratingen hat. Nach einem Managementwechsel vor zwei Jahren will sich das Unternehmen neu ausrichten, wozu auch eine Neupositionierung seiner Marken und des Images gehört. Vor diesem Hintergrund soll auch der Design- und Präsentationsbereich der Marke „edc“ den neuen Ansprüchen angepasst werden. Begleitet von der Architekturabteilung der Firma Esprit haben die Absolvent/innen unter Betreuung von Prof. Christiane Ern einen Material- und Formenkanon entwickelt, der diese neuen Anforderungen vermittelt.
„PBSA Mobile Presentation Unit“
Ein multifunktionales Programm präsentieren die neun Bachelor-Absolventen von Prof. Tanja Kullack. Ihre Aufgabe war es, ein mobiles „Objekt-Möbel“ zu entwickeln, das auf kleinstem Raum eine Vielzahl von Funktionen erfüllt. Das Möbel soll variabel bei Messen, Events oder Partys eingesetzt werden und sowohl als Basis für studentische Präsentationen als auch autark, als Informationsportal über die PBSA genutzt werden. Ein atmosphärisch wirksames, also raumbildendes Konzept hat unter anderen Jenni Bönsch hierzu entworfen. In ihrer schwarzen Box mit pinken Punkten hat sie eine Art Stehpult konzipiert. Darin befindet sich eine computergesteuerte Animation, zudem bietet die Box Stauraum – etwa für die bunten Kabel oder die Sitzgelegenheiten. Flexibel und transportabel ist ihre Lösung. Denn die weißen Sitzmöbel sind nichts weiter als weiße Säcke, mit einer Leuchte versehen. Die Säcke werden zum Sitzen mit Luft gefüllt – natürlich aus der Box und können nach Gebrauch ebenso leicht entlüftet und klein verstaut werden. Binnen weniger Minuten gelingt es ihr damit, innerhalb eines Raumes eine loungige Atmosphäre zu schaffen.
Zu den weiteren Themen, mit denen sie sich in ihren Abschlussarbeiten beschäftigt haben, gehören darüber hinaus auch der Entwurf eines Erweiterungsbaus für das Kölnische Stadtmuseum, ein Ski-Hotel in Kärnten oder eine Pilgerherberge auf dem Monte Testaccio in Rom.