„Schulsozialarbeit als eigenständiges Handlungsfeld zwischen Jugendhilfe und Schule“
Mit der Einführung der Gesamtschule in den 1980er Jahren wurden erstmals Stellen für Sozialarbeiter/innen an Schulen geschaffen, die meist als Einzelkämpfer an ihren Schulen agierten. Heute expandiert die Schulsozialarbeit durch die Bundesmittel aus dem „Bildungs- und Teilhabepaket“. So wurden in Düsseldorf alleine 40 neue Stellen geschaffen. Heute ist Schulsozialarbeit ein Handlungsfeld mit wachsender Bedeutung und in fast allen Schulformen und Bundesländern zu finden. Mit dem Ausbau stellen sich aber auch alte und neue Herausforderungen für Praxis, Ausbildung und Forschung. Es geht um die Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Professionen: Lehrkräften und Sozialpädagogen aber auch um das Verhältnis zweier Systeme, die sehr unterschiedlich aufgebaut und angesiedelt sind: Schule und Jugendhilfe.
Mit dem Ziel, sich über die aktuellen Kontroversen und Entwicklungen zu diesem Thema auszutauschen, initiierte Prof. Dr. Ulrich Deinet gemeinsam mit dem Landesjugendamt Rheinland und unter Einbindung der Düsseldorfer Träger der Schulsozialarbeit die Tagung „Schulsozialarbeit als eigenständiges Handlungsfeld zwischen Jugendhilfe und Schule“ von 30. Januar bis 1. Februar am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften. Sowohl externe Referenten/innen aus Deutschland und der Schweiz als auch Experten aus dem Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften beleuchteten unterschiedliche Konzepte und Kontexte heutiger Schulsozialarbeit, die sie mit den rund 80 Gästen aus der Praxis und 40 Studierenden an drei Tagen diskutierten.
So zeigte der Blick über den Tellerrand in die Schweiz nicht nur interessante Unterschiede der Konzepte auf sondern auch die Erkenntnis, dass die Evaluation der Schulsozialarbeit in der Schweiz zum Standard gehört während sie in Deutschland eine Ausnahme bleibt. Welche Rolle die Schulsozialarbeit in den sich etablierenden Bildungslandschaften einnehmen kann wurde ebenso thematisiert wie die Auswirkungen der neuen „Inklusionsdebatte“, in der es um weit mehr als die notwendige Integration behinderter Kinder und Jugendlicher geht.
Die Frage, ob Schulsozialarbeit sich als eigenständiges Feld zwischen Jugendhilfe und Schule etabliert hat wurde von den meisten Referent/innen mit einem zögerlichen „Ja“ beantwortet. Die unterschiedlichen Erwartungen und der von den Fachkräften zu leistenden Spagat zwischen den Systemen erhöht die Anforderungen an Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie eine noch entwickelnde Praxisforschung. Deshalb war das neue Format der Tagung auch ein Schritt in eine bessere Verbindung dieser Bereiche als Kombination von Fachtagung und gleichzeitig Teil eines Seminars. Damit wurde auch die direkte Verbindung zwischen Praxis, Ausbildung und Forschung „erlebbar“, die nicht nur im Bereich der Schulsozialarbeit besonders wichtig ist.