Euro-Zone in der Krise: Internationale Diskussionsrunde mit Gästen aus der Republik Korea
Eine Gruppe Studierender der Partneruniversität Keimyung in Südkorea diskutierte am 02. Februar 2012 zusammen mit Professor/innen und Studierenden des Fachbereiches Wirtschaft über das brisante Thema der Finanzkrise. Auf Seiten des Fachbereiches nahmen Prof. Dr. Hans-H. Bleuel, Prof. Dr. Lothar Funk und Prof. Dr. Christof Römer teil. Die koreanischen Gaststudenten wurden von Herrn Jinha Kim (Associate Dean am Keimyung Adams College, Ph.D. in Political Science) und Dr. Ralf Havertz (Assistant Professor für Politikwissenschaften) begleitet. Nach einer Begrüßung durch die Leiterin des International Office, Julia Kretzschmar, und den Dekan des Fachbereichs, Prof. Dr. Bleuel, gingen die Teilnehmer/innen direkt in medias res.
Zum besseren Verständnis der wirtschaftlichen Zusammenhänge in einem globalen Kontext präsentierte zunächst Prof. Dr. Römer wichtige makroökonomische Daten als Hintergrund für die Diskussion. Im Anschluss ging Prof. Dr. Funk in einer umfassenden Präsentation den Ursachen der Euro-Krise auf den Grund. Dabei konstatierte er zunächst den kritischen Ist-Zustand, um dann aufzuzeigen, dass der Euro zunächst vielfach als eine klare Erfolgsstory erschien. Aber das Zusammenwirken verschiedener Krisen (Schulden-, Wettbewerbsfähigkeits- bzw. Zahlungsbilanzkrise und Bankenkrise) führte dann zur Schwächung des gesamten Euro-Raumes. Im Weiteren beleuchtete Prof. Funk die fundamentalen Ursachen der Krise, die er vor allem im Eingehen von Kompromissen (Aufweichung der Maastricht-Kriterien) und im Fehlen einer erfolgreich flankierenden Union zur Beschränkung stabilitätswidriger nationaler Wirtschafts- und Finanzpolitik, verortete. Er sah grundsätzlich die aktuell erfolgten Maßnahmen trotz der damit unvermeidlich verbundenen Härten als richtige Schritte zur „Genesung des Patienten“ an. Funk befürwortete ebenfalls die Richtung weiterer geplanter Maßnahmenbündel zum Abbau der Überschuldung der Problemstaaten. Die Konsolidierungsstrategie müsse allerdings noch durch stärker wachstumsorientierte Strukturreformen unterstützt werden, um mittelfristig die Eurozone – dann eventuell auch nicht mehr mit allen derzeitigen Mitgliedsstaaten – wieder zu stärken.
Nach einer kurzen Darstellung optimistischer und pessimistischer Betrachtungsweisen zur Lösung der Krise folgte die allgemeine Diskussion, an der sich die Studierenden aus Korea und Deutschland rege beteiligten. Besprochen wurde unter anderem das Austeritätsproblem, Sinn und Nutzen von Eurobonds, spezifische Probleme einzelner Euro-Länder, die „tradierte“ Inflationsangst in Deutschland, die Rolle der Rating-Agenturen sowie die Immobilienkrise in den USA als (mit-)auslösender Faktor. Die Studierenden aus Korea interessierten sich dabei insbesondere für die konkreten Folgen der Eurokrise für das tägliche Leben der Menschen in Deutschland, die Maßnahmen der Bundesregierung und mögliche Lösungswege aus dem Dilemma.
An der Keimyung Universität (KMU) in Daegu, der mit 2,5 Mio. Einwohnern viertgrößten Stadt Südkoreas, studieren derzeit ca. 27.000 Studenten. Sie unterhält Beziehungen und Partnerschaften mit 160 Universitäten und anderen Bildungsinstituten weltweit, um so laut eigenem Selbstverständnis die Globalisierung der höheren Bildung voranzutreiben.