Mitspielen. Mitreden. Mitgestalten.
Abbau von Bildungsungleichheit durch Fußball
Die Fachtagung zu den sozialen Potentialen des Fußballs fand jüngst im Alten Schloss in Grevenbroich statt. An der Vorbereitung und Durchführung waren Akteure der Fachhochschule Düsseldorf beteiligt. Im Mittelpunkt stand die Verknüpfung von Jugendhilfe und Fußball-Sport. Moderiert von Prof. Dr. Ruth Enggruber von Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften, die für den roten Faden der gesamten Veranstaltung und die Verknüpfung der zahlreichen Dialoge sorgte, zeigten fachliche Impulsvorträge von Dr. Olaf Zajonc (Universität Hannover), Dieter Göbel (Landesjugendamt Rheinland), Martin Wonik (Landessportbund NRW) und Christoph Bex (RheinFlanke), wie Fußball in der Jugendarbeit genutzt werden kann, um soziale und persönliche Entwicklungschancen zu unterstützen.
Die erste Diskussion zeigte, dass diese positiven Wirkungen des Fußballsports sich jedoch nicht quasi nebenbei und automatisch einstellen. Es genügt nicht, den Ball einfach in die Mitte zu werfen und auf die positiven Wirkungen des Sports zu vertrauen. Die Chancen des (Fußball-) Sports in der Jugendhilfe können, darin waren sich die Experten und TeilnehmerInnen einig, nur durch eine besondere Pädagogik und Beziehungsarbeit mit den Jugendlichen erschlossen werden.
Beispielhaft wurde das Modell der „RheinFlanke“ beschrieben, die nicht nur Veranstalter der Tagung war, sondern als Träger der mobilen Jugendarbeit in verschiedenen Stadtteilen unter anderen in Köln, Bonn, Düsseldorf und Grevenbroich versuchen faires Verhalten, Respekt und Fußball mit Jugendlichen zu verknüpfen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung, unter denen auch einige AbsolventInnen und Studierende der Fachhochschule Düsseldorf waren, konnten bei einem Fußballturnier von Jugendlichen – aus dem Modellprojekt der Rheinflanke – einen Eindruck gewinnen, wie die Verknüpfung von Fairness, Respekt und Fußball methodisch umgesetzt wird. So werden nicht nur Punkte für das Gewinnen eines Spiels im Turnier gegeben, sondern auch für das faire Spielverhalten der Teilnehmer. Diese Fairnesspunkte werden jeweils am Ende einer Spielsequenz von den Jugendlichen in einer sogenannten Dialogzone am Spielfeldrand untereinander ausgehandelt. Auf diese Weise lernen die Jugendlichen, dass der erfolgreiche Ausgang eines Spiels, nicht nur vom fußballerischen Geschick, sondern auch gleichwohl vom fairen Verhalten abhängt. Die Fußball für Toleranzmethode ist aber nur ein auffälliges Merkmal, wenn es um die vielschichtige Soziale Arbeit geht, die bei der RheinFlanke mit dem Medium Fußball verknüpft wird. Jugendliche erhalten so auch über den Sport hinaus gehende Unterstützung bei der Bewältigung alltäglicher Herausforderungen zum Beispiel Unterstützung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz oder bei Konflikten im persönlichen Umfeld.
Im Dialog mit den Jugendlichen, der von Prof. Dr. Harald Michels lebendig gestaltet wurde, hatten die Jugendlichen Gelegenheit, ihre „Sicht der Dinge“ den Experten gegenüber zu beschreiben. Wie sehr der Fußball im Mittelpunkt des Alltags der Jugendlichen steht, mit welchem Engagement und welcher Begeisterung sie dabei sind, aber auch wie kritisch sie mit Respekt im Fußball und Alltag umgehen, wurde durch die Statements der Jugendlichen deutlich.
Nach diesem Dialog machten sich die TeilnehmerInnen der Fachtagung mit verschiedenen Praxisprojekten der Sozialen Arbeit im Fußballsport vertraut. Als Ruth Enggruber und Sebastian Koerber (RheinFlanke) die Eindrücke und Ergebnisse der Fachtagung am Ende zusammen fassten konnten sie auf eine Veranstaltung zurück blicken, die sowohl Grenzen als auch Chancen des (Fußball-) Sports in der Sozialen Arbeit hatten deutlich werden lassen. Klar wurde, dass diese Verknüpfung weiter ausgebaut werden sollte. Diese Perspektive war nicht nur eine „Willenserklärung“ der beteiligten Personen und Institutionen, sondern eine „Verabredung für eine weitere Zusammenarbeit“ zu diesem Thema – und die Fachhochschule Düsseldorf ist dabei!
Weitere Informationen zum Modellprojekt der RheinFlanke – die im Auftrag des Landesministeriums NRW für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport in einer Rolle der „Fachstelle“ hier agiert – sowie die Folien der Fachvorträge können unter dem nachfolgenden Link gefunden werden:
http://rheinflanke.com/fachtagung-2013 [www] >>