Experimentale 2013: Heinrich Heine als Dichter, Sänger und Avatar
Unter Literatur werden gemeinhin Texte in einem Buch verstanden. Doch Literatur war und konnte immer auch mehr sein als das: In den Anfängen lyrischer Ausdrucksformen, in der Antike, stand der mündliche Vortrag im Zentrum. Im Barock entwickelten sich ausgeklügelte Figurengedichte und im 20. Jahrhundert bildeten sich exemplarische Formen heraus, die sich auf die optische oder akustische Seite der Sprache konzentrierten, visuelle Poesie, Lautdichtung, Performance. Mit den digitalen Medien sind wiederum neue Möglichkeiten hinzugekommen, literarische Ausdrucksweisen jenseits des Buches zu inszenieren: Computer-Animationen, Internet-Poesie, Blogs, Videos, Hypertexte oder Sprachkompositionen im Umfeld der experimentellen Musik.
Mit dem neuen Veranstaltungskonzept der „Experimentale“ bot das Heinrich-Heine-Institut daher am 15. Juni 2013 eine Info-Plattform zur Literatur jenseits des Buches. Hierzu haben auch einige Düsseldorfer Hochschulen ihre aktuellen Forschungsprojekte aus den Bereichen Mündlichkeit, Poetry Slam, Story Telling, Poetry Clip, Klangkunst und digitale Poesie vorgestellt. Zu den Kooperationspartnern gehörten neben dem Institut für Medien und Musik der Robert-Schumann-Hochschule und der Heinrich-Heine-Universität auch die Fachhochschule Düsseldorf: Der Fachbereich Medien präsentierte einige seiner neuesten Produktionen und Projekte aus den Bereichen Medientechnik und Medieninformatik und gab den Besucherinnen und Besuchern während einer Trailer-Produktion gleichzeitig die Gelegenheit zur kreativen Mitarbeit. Von besonderem Interesse waren schließlich einige Veranstaltungspunkte, die sich speziell mit Heinrich Heine befassten und sich seinem Leben und Werk auf ungewöhnlichere Weise annäherten: In einem brandneu produzierten Video erwacht sein bekanntes Campus-Denkmal als Motion-Capture-Animation zum Leben und schlendert als Avatar, geleitet von Zitaten aus seinen Werken, durch das heutige Düsseldorf. Zum Abschluss gibt er dann sogar eine musikalische Kostprobe und singt in der Tonhalle sein von Robert Schumann vertontes Gedicht: „Im wunderschönen Monat Mai“. Entstanden ist dieser Film als Abschlussarbeit der beiden Medien-Studenten Jan ter Horst und Jan Riechelmann unter der Leitung von Prof. Dr. Karin Welkert-Schmitt. Ihre Präsentation umfasste den gesamten Workflow der Arbeit von der Idee über die Konzeption und Produktion bis hin zur öffentlichen Vorfürung. Dabei werden vor allem Aspekte des Motion Capturings und der Integrierung von Computergrafik-Elementen in Realvideos erläutert. Eine Visualisierung von Gedichten sowie ein interaktives Audio-Projekt rundeten das literarisch-mediale Heine-Programm ab.