Werkschau am Fachbereich Design: Vielfalt und Faszination
Sie hat Tradition, lockt mehrere Hunderte Interessierte in die Arbeits- und Seminarräume und bildet in jedem Semesterende den krönenden Höhepunkt: Die Ausstellung der Abschlussarbeiten am Fachbereich Design. 104 Absolventinnen und Absolventen luden vom 11. bis 13. Juli zur Werkschau ein, um ihre Arbeiten einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und Einblicke in die spannenden Welten des Kommunikations- und Produktdesigns zu ermöglichen. 91 Werke entstanden im Bereich Kommunikationsdesign.
Die Meerjungfrau – oder der Entschlüsselung des Mythos auf der Spur
So konnten die Besucherinnen und Besucher beispielsweise im wahrsten Sinne des Wortes in die Welt der Meerjungfrau eintauchen. Unter dem Motto „Wasser Tiefe Glaube Wesen“ präsentierte Marielle Neumann einen Mashup-Film über Meerjungfrauen. Hierzu projizierte sie Bilder von märchenhaften Meerjungfrauen, Diven, Beautys, Stars bis hin zu Bond Girls – etwa Halle Berry – auf die Wasseroberfläche eines kleinen, eigens dafür entworfenen Bassins. Parallel dazu hatten die Besucher die Möglichkeit, sich via Kopfhörer über die Geschichten und Mythen im Wandel der Jahrhunderte zu informieren. Galt die Meerjungfrau in der Romantik zum Beispiel als beliebtes Motiv jenes seelenlosen Wesens, das erst durch die Liebe zu einem Mann gerettet werden konnte oder aber auch Seefahrer verzauberte und vom Kurs abbrachte, so steht der Mythos heute generell als Symbol für Frauen – als Bad-Good-Girl. Die Recherchen hat sie selbst zusammengetragen und von einem Profi besprechen lassen. Auch das dazu perfekt abgestimmte Sounddesign ist eine Eigenkreation. „Als Designer hat man die Aufgabe, nach Trends zu schauen“, erklärt sie ihren Ansatz. „Und der Trend geht definitiv zu Mashup-Filmen“, weiß Neumann. Während in der Vergangenheit vielfach auf Remixe gesetzt wurde, für die es Lizenzen für die Originale bedarf, baut sie auf die legalisierte Form der Zusammensetzung ihres dokumentarischen Films. Für ihr 15-minütiges Werk hat die Bachelorabsolventin Bilder und Sequenzen aus rund 350 YouTube-Filmen geschnitten, um den komplexen Inhalt ebenso anschaulich wie verständlich selbsterklärend darzustellen. „Ich möchte mit diesem Film auch zeigen, dass wir zwar über so viel Wissen verfügen, aber dass es der Wissenschaft noch längst nicht gelungen ist, jedes Geheimnis zu entmystifizieren - das Rätsel ist noch nicht entschlüsselt“, erklärt Neumann ihre herausragende Leistung, die von ihren Betreuern, den Professoren Laurent Lacour und Holger Jacobs mit einer glatten 1,0 honoriert wurde.
Fotografische Analyse von Gestik und Mimik
Fünf verschiedene Typen in drei verschiedenen Gemütszuständen hat Lukas Lezoch in seiner Arbeit „Charaktertypen“ in Szene gesetzt. „Es ist möglich, jeden Menschen, so wie er sich sehen möchte zu zeigen“, erklärt Lezoch sein spannendes Werk, das unter Betreuung von Prof. Gerhard Vormwald und Katrin Tillmanns entstanden ist. Es vereint die Konzeption, den Entwurf und die Realisation einer fotografischen Porträtreihe als Re-Inszenierung von gesellschaftlichen Charaktertypen. Hierzu hat der Absolvent ein rund 360 Seiten umfassendes Werk erarbeitet, in dem er Gestik und Mimik anhand von Bildern analysiert – angefangen vom einem Lächeln im Gesicht bis hin zur Haltung einer Zigarette.
Reine Wäsche made in Düsseldorf
Ein Hauch von Reinheit und Frische im Charme der 50er und 60er Jahre versprühte Adrian Meseck mit seiner Präsentation der „troost-alben“. Zwischen einem antiquierten Radio und Plattenspieler auf einem angerichteten Tisch, der an frühere Krämerläden erinnert, hat er aus elf Alben eine Publikation über die von 1953 bis 1971 in Düsseldorf ansässige Werbeagentur troost gestaltet. Im Mittelpunkt dabei immer wieder das Flaggschiff des Düsseldorfer Henkel-Konzerns: Persil. Die blonde Frau in weißer Schürze als unverkennbares Markenzeichen jener Zeit. Betreut haben die Arbeit Prof. Victor Malsy und Thomas Hilliges.
Schmucke Straßen
Auch im Bereich Applied Art and Design zeigten sich die Besucher fasziniert von der Vielseitigkeit und Umsichtigkeit der Herangehensweise. Franziska Luise Herb überraschte mit dem Thema „Abwesend anwesend – über die Ästhetik der Absenz“ mit ungewöhnlichen Schmuckstücken, die den Betrachter sofort ansprachen. Wer mag, könnte eine Brosche tragen – und zwar in Form der Straßenbahngleisausrichtung am „Dreieck“ in Düsseldorf-Derendorf. „Ich fand den Gleisverlauf- und die Kreuzungen unglaublich interessant, geradezu schmuckhaft. Vor allem wenn man den Verlauf aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, es sieht jedes Mal anders aus“, erläutert Herb ihre sensible Arbeit, die unter Betreuung von Prof. Elisabeth Holder und Dr. Barbara Maas entstanden ist. Ihre genauen Beobachtungen hat sie konzeptionell in Silberstahl übersetzt und so die urbane Empfindung in einen wahren Eyecatcher verwandelt.