Interaktive Ideen für das Museum der Binnenschifffahrt
Das Museum der deutschen Binnenschifffahrt in Duisburg ist das größte und umfassendste Museum dieser Art in Deutschland – von der Steinzeit bis zur Gegenwart lässt sich hier Schifffahrtsgeschichte auf unterhaltsame und informative Weise eingehend erkunden. Doch entspricht die Darstellung der Exponate auch den aktuellsten museumspädagogischen Präsentationskonzepten? Dieser Frage ist nun Sascha Charlie Djuderija, Absolvent des Master-Studiengangs Medieninformatik, in seiner Abschlussarbeit unter der Leitung von Prof. Dr. Günther Witte am Fachbereich Medien nachgegangen.
Der Student hat dabei nicht nur eigene exemplarische Anwendungen entwickelt, die zu einer Aufwertung des Besucher-Erlebnisses beitragen können, sondern diese zwischen dem 16. und 22. August auch selbst direkt vor Ort mit Museumsbesuchern evaluiert. Deutlich wurde dabei, dass unterschiedliche Zielgruppen natürlich auch unterschiedliche Erwartungen an die Präsentationsformen und -möglichkeiten stellen – von der Zufriedenheit mit „klassischen“ Ausstellungsformaten bis hin zum Wunsch nach virtuellen Erweiterungen durch mediale Funktionen. Hier setzt Djuderija in seiner Arbeit an – ausgehend von der Frage, wie Ausstellungen durch Augmented-Reality-Anwendungen aufgewertet werden können, hat er verschiedene applikationsgestützte Inhalte konzipiert, die die traditionellen Hinweisschilder und Erläuterungen ergänzen sollen. Dass es sich hierbei tatsächlich in erster Linie um eine Zusatzleistung handelt, sei wichtig, so der Absolvent: „Die Applikationen müssen sowohl einen Faszinationswert als auch einen Nutzwert haben, die aber in Abhängigkeit voneinander stehen.“ Dort, wo durch mediale Funktionen keine zusätzlichen Inhalte oder Informationen transportiert werden können, bräuchte man in der Regel auch keine zusätzlichen Funktionen, da sie vielleicht eine gewisse Faszination projizieren, aber keinen gesonderten Nutzen mit sich brächten. „Wo letzteres aber der Fall ist, weil herkömmliche Darstellungen an ihre Grenzen gelangen, können mediale Interaktionsmöglichkeiten helfen, komplexe Sachverhalte anschaulich zu erklären“, weiß der Medieninformatiker.
Ein Beispiel hierfür ist etwa seine Schleusensimulation: Das statische Modell der Schleuse in Duisburg-Meiderich hat Djuderija um eine durch einen QR-Code aufzunehmende und auf Smartphones oder Tablets herunterladbare Applikation ergänzt, in der Besucher selbst eine interaktive Schleuse bedienen können und so die tatsächlichen Funktionsweisen Schritt für Schritt nachvollziehen. Solche Möglichkeiten seien in der Evaluation gerade bei Jugendlichen und Lehrern gut angekommen, da diese Funktion neben dem Unterhaltungswert auch einen eindeutigen und unkomplizierten pädagogischen Nutzen habe.
Bei vielen „interessierten Laien“ und Freizeitkapitänen hingegen habe sich eine andere Funktion als erfolgreich gezeigt: Eine ebenfalls über QR-Codes abfotografierte Karte des Duisburger Hafens führt zu einer Google-Maps-Ansicht, auf der man die Positionen und Daten sämtlicher vor Anker oder auf Fahrt befindlicher Schiffe in Echtzeit einsehen kann. Darüber hinaus gibt es Informationen zu Schiffstyp, Namen, Herkunftsland und 3D-Modelle der Schiffe.
Abgeschlossen wird die Arbeit nun auf Grundlage der Evaluationen mit einem Anwendungskatalog für Ausstellungsplaner und Techniker. Und wenn diese Kriterien ausgewertet sind, wird die interessante Welt der Binnenschifffahrt vielleicht bald auf ganz neue und faszinierende Weise in Duisburg erlebbar sein.