Luftfahrt profitiert von neuem Vulkanasche-Warnsystem – Deutscher Wetterdienst und Fachhochschule Düsseldorf stellten mit Partnern das neue System auf der ILA in Berlin vor
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat gemeinsam mit der Fachhochschule Düsseldorf sowie weiteren Partnern aus Wissenschaft und Luftfahrt ein neues, europaweit führendes Vulkanasche-Warnsystem eingeführt. Das nach dem Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull im April/Mai 2010 gemeinsam entwickelte Warnmanagement werde wesentlich zur Verbesserung der Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Luftfahrt in Deutschland bei Vulkanausbrüchen beitragen. Das teilten der DWD, die FH Düsseldorf, Diamond Aircraft und die UL-GmbH gestern bei einem Pressegespräch auf der Internationalen Luftfahrtausstellung, ILA Berlin Air Show mit.
Präzise Messung von Vulkanasche jetzt auch mit Flugzeugen
Vulkanasche ist eine der extremsten Gefahrenquellen für die Luftfahrt. Um die wirtschaftlichen Schäden durch Luftraumsperrungen bei Vulkanausbrüchen zu minimieren, haben die europäischen Verkehrsminister auf den Ausbruch des Eyjafjallajökull mit der Einführung eines 3-Zonen-Modells reagiert, das Einschränkungen des Flugverkehrs mit Konzentrationsgrenzwerten verknüpft. Klaus Sturm, Leiter der Flugmeteorologie des DWD: „Europas Politik und Öffentlichkeit erwarten von der Luftverkehrsindustrie, dass auch bei Vulkanausbrüchen der Flugverkehr möglichst wenig beeinträchtigt wird – allerdings unter Beachtung höchster Sicherheitsstandards.“ Damit stiegen die Ansprüche an die präzise Erfassung und Vorhersage der Vulkanasche durch den Deutschen Wetterdienst.
Eigene Vulkanasche-Messungen und –Vorhersagen
2011 begann der DWD im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums, eigene Vulkanasche-Messungen und -Vorhersagen zu erstellen. Das wichtigste Ziel war, die Verteilung der Vulkanasche vor allem im deutschen Luftraum exakt identifizieren und Informationen über kontaminierte Segmente der Deutschen Flugsicherung (DFS) bereitzustellen zu können. Der DWD betreibt inzwischen die leistungsfähigsten Bodenmessgeräte für Vulkanasche weltweit und mit über 50 Standorten in Deutschland auch eines der dichtesten Messnetze, um vom Boden aus Vulkanaschewolke zu erfassen. Gemeinsam mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wurde zugleich ein Wettervorhersage-Modell für die Vorhersage von Emission und Ausbreitung von Mineralstaub wie zum Beispiel Vulkanasche entwickelt.
Flugbereitschaft für die Bundesrepublik zur räumlichen Vermessung von Vulkanaschewolken im Krisenfall
Ein integraler Bestandteil und ein besonderes Highlight des neuen Warnsystems ist das vom DWD und seinen Partnern Diamond Aircraft, FH Düsseldorf und UL-GmbH entwickelte flugzeuggestützte Messsystem.
Die zur Verfügung stehenden Flugzeuge sind mit innovativer Messtechnik ausgestattet, die speziell für die Detektion von vulkanischen Partikeln und Gasen weiterentwickelt und validiert wurde. Mit diesem Set-up wurden bereits bei den Vulkanausbrüchen in Island 2010 und 2011 sowie bei weiteren Vulkanen wie Ätna, Stromboli, Sakurajima (Japan) und Turrialba (Costa Rica) Messflüge durchgeführt. Darüber hinaus hat die Fachhochschule im Auftrag des DWD im April 2014 eine ausgedehnte Flug-Messkampagne mit zwei Flugzeugen in der Sahara-Staubwolke über Europa durchgeführt.
Alle Daten über Vulkanasche, die während des Flugs gemessen werden, erreichen den DWD mit Hilfe von Satellitenkommunikation nahezu in Echtzeit. Der nationale Wetterdienst hat damit die Möglichkeit, die Flugzeugmessungen und seine Beobachtungen vom Boden sofort zu einem realistischen und detaillierten Bild der aktuellen Vulkanasche-Situation zusammenzuführen. Dadurch kann der DWD seine Kunden noch präziser informieren und warnen. Zugleich wird die Datenlage für die Berechnung der weiteren Ausbreitung der Vulkanasche deutlich verbessert. Nach Einschätzung der vier Partner zeige das neue Warnsystem beispielhaft, dass es möglich sei, bei Vulkanausbrüchen höchste Sicherheitsstandards und zugleich geringste Beeinträchtigungen des Luftverkehrs zu erreichen, wenn die Luftfahrt, Wissenschaftler und der Deutsche Wetterdienst Hand in Hand arbeiten.
„Im Falle eines weiteren Vulkanausbruchs in Europa stehen wir bereit“, versicherte der Düsseldorfer Forscher Prof. Dr. Konradin Weber.