Fachhochschule Düsseldorf
University of Applied Sciences
 
 
 

6. März 2015

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Peter Behrens und das Gesamtkunstwerk – Ausstellung der Peter Behrens School of Architecture im NRW-Forum

Die mit Spannung erwartete Eröffnung der Ausstellung mit dem Titel „Peter Behrens und die Vielfalt der Gestaltung“ am 27. Februar fiel nicht von ungefähr auf den 75. Todestag des großen Architekten. Seit genau zehn Jahren ist der Pionier der modernen Formgebung Namensgeber der Peter Behrens School of Architecture (PBSA). Als sich am Freitagabend nach einer kurzen Ansprache des wissenschaftlichen Leiters und Kurators Prof. Dr. Thorsten Scheer (Kunst- und Baugeschichte) die weite Schiebetür zu den Präsentationsräumen öffnete, ging ein freudiges Staunen durch die Menge der geladenen Gäste. Ein schöner Moment für die eigentlichen Protagonisten der hochprofessionellen Schau: zwei Dutzend Studierende der PBSA, die in Verstärkung von Freunden und Verwandten ein wenig aufgeregt auf die Reaktionen des Publikums warteten. Ihr großartiges Engagement habe die Ausstellung erst ermöglicht, so Prof. Scheer, sichtlich berührt von ihrem Einsatz und ganzheitlichem Interesse für das Gemeinschaftsprojekt. Die Studierenden hätten allen Grund, stolz auf das gelungene Resultat zu sein. Und in der Tat scheint die überaus positive Resonanz die Möglichkeit zu eröffnen, das Projekt andernorts noch einmal zeigen zu können.

Schwerpunkt der Ausstellung sind zwölf Architekturmodelle. In einer schwarz gehaltenen Ausstellungsarchitektur, die in stark versachlichter Weise auf die Behrens’sche Formensprache anspielt, stehen sie in Licht gehüllt auf hohen schwarzen Podesten. An den Wänden finden sich in weißer Schrift erläuternde Texte zum jeweiligen Bauwerk sowie ein Grundriss und ergänzende historische Fotografien. Die Vielseitigkeit des Malers, Architekten und Industriedesigners Peter Behrens wird anhand verschiedenster Objekte in den Vitrinen anschaulich – vom Silberbesteck über den Tischventilator bis zum Linoleumbodenbelag und dem sogenannten Reformkleid, zumeist Leihgaben aus dem LVR Industriemuseum Oberhausen. Eine kleine Sensation ist die erstmalige Präsentation des vor wenigen Jahren entdeckten Projektes eines Lichtspielhauses für den Alexanderplatz in Berlin (1930-32), das gemeinsam mit den beiden realisierten Bauten im Modell zu sehen ist.

Modellbau und Ausstellungsbau erfolgten unter dem wachenden Auge des Leiters der Werkstätten für Modellbau und Prototypen der PBSA, Franz Klein-Wiele. Die Industriebauten im Maßstab 1:200 sind aus Platane, die Wohn- und Verwaltungsbauten im Maßstab 1:100 aus Hainbuche gefertigt. Hier kam neueste Technologie zum Einsatz: zwei CNC-Fräsen, die programmiert werden müssen. Gemeinsam mit Prof. Scheer erstellten die Studierenden in einem aufwendigen Prozess auf Grundlage alter Pläne und Fotografien die CAD-Daten für die Fräse. Als handwerkliche Komponente blieb zum Schluss das Zusammensetzen der detailgenauen Einzelteile. Auch der Ausstellungsbau lag in Händen von studierenden Architekten. Für die Ausstellungsschrift zeichnen Studierende des Fachbereichs Design verantwortlich, ebenso wie für die Filmdokumentation über das Projekt, die demnächst fertiggestellt wird. Die Beteiligung von Designern an diesem stark auf die Architektur fokussierten Projekt wertete Prof. Scheer als schönes Detail, denn ab dem 1. Mai 2015 werden die beiden Fachbereiche Design und Architektur gemeinsam den Namen Peter Behrens School of Arts tragen. Die beträchtliche Koordinierungsleistung für den reibungslosen Ablauf der Ausstellungsvorbereitungen wurde ebenfalls zum großen Teil von den Studierenden selbst getragen.

Der inhaltliche Fokus der Ausstellung richtet sich auf Behrens‘ Formfindungsversuche unter neuen technisch-konstruktiven Bedingungen im Übergang von der Tradition zur Moderne. Behrens nimmt die Frage nach der angemessenen Ausdrucksform der Gegenwart programmatisch zum Anlass, um das Tätigkeitsfeld des Gestalters gegen die zum Beginn des 20. Jahrhunderts von den Ingenieuren dominierte Technik abzugrenzen und es durch Ausdehnung auf nahezu alle Gestaltungsfragen des Lebens aufzuwerten. Im Ruf des Erneuerers wurde er 1903 als Direktor an die Kunstgewerbeschule nach Düsseldorf gerufen, der er durch eine Studienreform bis zu seinem Weggang 1907 zu ihrer Blüte verhalf. Mit der 1912 errichteten Mannesmann-Hauptverwaltung an der Rheinuferpromenade, seinerzeit aufgrund der flexiblen inneren Disposition eines der modernsten Bürogebäude Europas, hat Behrens auch ein architektonisches Zeugnis seiner Tätigkeit hinterlassen, das bis heute das Bild der Stadt Düsseldorf prägt. Anhand sehr heterogener Beispiele aus 35 Jahren Architekturpraxis will die Präsentation in kompakter Form einen Überblick über Person und Werk vermitteln, was mithilfe verständlich präsentierter Einblicke hervorragend gelungen ist.

Die Ausstellung „Peter Behrens und die Vielfalt der Gestaltung“ ist bis zum 28. März 2015 im NRW-Forum im Ehrenhof in Düsseldorf zu sehen. An jedem Donnerstag finden zudem jeweils um 18 Uhr Vorträge zu verschiedenen Aspekten statt. Den Anfang macht Prof. Dr. Hans-Georg Pfeifer vom Fachbereich Design (5.3.), es folgen Dr. Armin Chodzinski aus Hamburg (12.3.), Prof. Dr. Thorsten Scheer (19.3.) und Dr. Carsten Krohn aus Berlin (26.3.). Während der gesamten Ausstellungsdauer wird der 30-minütige Dokumentarfilm „Vom Skizzenblock zum Alexanderplatz“ gezeigt. Weitere Informationen, Führungen und die Namen aller Beteiligten siehe unter www.peter-behrens-ausstellung.de


Prof. Dr. Thorsten Scheer erläutert das Eduard-Müller-Krematorium Hagen von Peter Behrens. Foto: Denys Safra



Das Mannesmann-Haus in Düsseldorf als Modell. Foto: Denys Safra

FH Düsseldorf
24.04.2015 - 15:45

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